Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 04.04.2014.
Die Wut geht um. Die Regierung regiert, der Wutbürger reagiert. Früher trieb sich der Wutbürger in Hinterholzacht herum und versuchte, das verfallende Haus mit schwerem Maurergerät zu sanieren. Er scheiterte. Heute steigt der Wutbürger die Parlamentsrampe hinauf, um das Hohe Haus mit schwermütigen Petitionen zu sanieren. Auch hier wird der Wutbürger scheitern, denn Wut ist keine Qualität guten Handelns. Wut ist Ausweis der Ohnmacht.
Gewiss, 19 Milliarden sind kein Bemmerl, die Banken sind unverschämt in ihrem Oszillat aus Chuzpe und Unvermögen, die Wirtschaft stöhnt unter Sektsteuer und Binnen-I, und die Jugend liegt im Alkoholkoma. Österreich ist zu einem großen Hinterholzacht verkommen, abgesandelt und unsaniert.
Denkt sich der Wutbürger und sammelt seinen Zorn. Alles muss anders werden. Politiker müssen durch Auskenner (am besten durch Wutbürger) ersetzt werden. Geldflüsse an Parteibonzen und Pressefritzen müssen gestoppt und ins Volk zurückgeleitet werden. Die Sümpfe müssen ausgetrocknet werden, das Dickicht zurückgestutzt, die Liederlichen müssen hinter Gitter gebracht und die Bösewichte an die Laternenmasten geknüpft werden.
Hört sich doch gut an! Könnte funktionieren. Würde die Wut stillen und den Bürgern zurückgeben, was den Bürgern gehört.
Aber halt. Hatten wir das nicht schon mal? Hatten wir nicht schon mal einen wütenden Oberbürger? Den Wutjörg? Den Rattenfänger aus Goisern? Hatte der nicht auch schon zur Rettung der Heimat durch Wut aufgerufen, versprochen, die Politiker aus ihren Ämtern zu jagen, und die Schmierfinken aus ihren Schreibstuben?
Ja, da war doch was. Um sich geschart hatte der Wutjörg die Wutpartei und die wütenden Buberl. So war das. Und der Zorn stieg und die Wut wallte und der Wutjörg stieg in ungeahnte Höhen. Und bald war er Wuthauptmann von Kärnten und die Strolche von der Wutpartei in der Regierung am Ring mit „Wem, wenn nicht ihm“. Und dann wurde fleißig umgejörgt. Die Wut stand dem nicht im Wege. Wut und Hypo waren Geschwister. Und da sie nicht gestorben sind, quälen sie uns noch heute.