Für meine Doppel-Kolumne im Heftteil ‚Freizeit‘ der Salzburger Nachrichten vom 1.3.2014
Der Frühling, auch Lenz genannt, hat uns heuer mit überaus frühem Eintreten überrascht. Kaum hatte der Winter Platz genommen im kalendarischen Geschehen, war er auch schon vorüber. Die närrische Zeit, üblicherweise von klirrender Kälte begleitet, geht forsch-warm in die Schanigartenzeit über. Ostern werden wir zu schwitzen beginnen, ab Mai werden uns afrikanische Temperaturen überfallen, die das Wasser der Swimmingpools verdunsten lassen und die Felder in Staubwüsten verwandeln. Das Wetter macht, was es will, die Frage aber bleibt: Was will das Wetter? Die einen meinen, es wolle uns sagen, mit dem Planeten ginge es bergab, Treibhausgase und Luftverpestung führten zu Klimaerwärmung, Eisschmelze und dem Anstieg des Meeresspiegels. Die anderen verweisen auf dicke Jahresringe in Baumriesen, winken mit Themsenilpferdknochen und behaupten das Gegenteil. Dass alles schon mal ziemlich kalifornisch war in unseren Breiten. Ja, bald werde am Wörthersee wieder Wein gekeltert.
Der Frühling, darauf verweist schon sein Name, ist früh dran, und es sollte uns eher wundern, dass uns das wundert. Der März galt in römischen Zeiten nicht nur als Vegetationsbeginn, sondern auch als Kriegsmonat, benannt nach Mars, dem Gott des Schlachtengemetzels. Weil sich die Römer nicht ganz sicher waren, was für sie wichtiger war, die Landwirtschaft oder der Krieg, konstruierten sie einen botanischen Ursprung für Mars. Der römische Dichter Ovid erzählt von der jungfräulichen Geburt des Mars durch Juno. Um das Gleichgewicht zwischen ihr und ihrem Gatten Jupiter in Fragen der Mütterlichkeit wiederherzustellen – Jupiter hatte Mamafreuden insofern an sich gerissen, als er Minerva direkt aus seiner Stirn geboren hatte – konsultierte Juno die Göttin Flora (heute würde man sagen: eine Spezialistin außerhalb der Schulmedizin) und bat um Rat. Flora besorgte sich eine magische Blume und testete diese an einer Kuh, welche daraufhin fruchtbar wurde. Um nun Juno den Kinderwunsch zu erfüllen, pflückte sie eine weitere Zauberblume, und zwar rituell, mit dem Daumen, berührte mit dieser Junos Bauch und schwängerte sie solcherart. Zur Geburt von Baby Mars zog Juno nach Thrakien an die Gestade des Marmarameers. Ganz schön Hippie, diese Frühlingsgötter!
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©Andrea Maria Dusl