Silvester

Der Wechsel vom alten ins neue Jahr ist nur selten ein abrupter. Die wenigsten haben je einen Übergang erlebt, der einer tatsächlichen Zäsur gleichgekommen wäre. Ganz im Gegenteil, das Neue Jahr beginnt verlässlich, wie das alte endet, nur das Datum ändert sich, und mit ihm ein Fremdeln bezüglich der neuen Ziffernkombination. Noch tagelang werden wir uns beim Notieren der Kalender-Chiffre irren und die alte hinschreiben. Macht der Gewohnheit.

Um Punkt Mitternacht springt jedenfalls die Jahreszahl, und seit es Handys gibt, lässt sich das sogar in Echtzeit verfolgen. Aber auch diese Erfahrung ist trügerisch. Im antipodischen Neuseeland sind die Leute schon seit Mittag im neuen Jahr unterwegs, dann folgt Australien, Japan, China – im Stundentakt schmeißen uns die Medien neue Jahresübergänge, mit allelei Raketengeschieße, fernöstlichem Jahresendgebimmel und spektakulären Großfeuerwerken in die Timeline. Dazwischen gewiss auch Beschauliches, Einsameres aus dünkleren Gegenden.

Hartgesottene haben das deutsche Fernsehen mit seiner krachenden Lustigkeit laufen. Traditionalisten feiern im Schnee (wo einer liegt), mit Freundinnen und Freunden, im Schoß der Familie oder, weil sie schlicht arbeiten müssen, mit Ausgelassenen, die abgefüllt werden wollen. Die späteste Stunde des Jahres ist also auch eine sehr unterschiedlich erfahrene.

Die Autorin dieser Zeilen hat Silvester auch schon anders erlebt. Fern jeder Festlaune etwa, auf der Intensivstation oder geographisch entrückt, im Taxi auf einer Brücke über den Nil. Nicht die schlechtesten indes waren die Jahreswechsel zuhause, im trauten Heim, selbst wenn ihre Bedingungen waren: Glück allein.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten am 29. Dezember 2023.

Stille Nacht im Hohen Haus

Es wird ganz still sein und dunkel, fast heilig, abends am 24. Dezember. Draussen vor der Parlamentsrampe, unter der goldenen Statue der Pallas Athene werden ein paar verirrte Schneeflocken tanzen (Beschneiungsanlagen gibt es keine in Wien) und vielleicht ein paar einsame Touristen auf weihnachtlichem Hauptstadt-Trip.

Drinnen im Plenarsaal wird gespenstische Ruhe eingekehrt sein, marginal unterbrochen von den Kontrollgängen der Sicherheitsbeauftragten, die auch an Heiligen Festen dienstlich-wachhabend an das Haus gebunden sind. Aber niemand wird die Glocke läuten, die an anderen Tagen zum akustischen Programm des Ortes gehört, niemand wird eine flammende, rauchende, oder auch nur lähmend glimmende Rede halten, kein Zwischenruf wird stören, kein Applaus aufbranden, und auch von der Galerie wird niemand Unmut in die Tiefe schmettern. Es wird still sein hier wie selten.

Krippenzeit in Österreich. Maria und Josef, Ochs und Esel, stehen verträumt um eine Futter-Krippe, in der ein frischgeborenes Jesukindlein liegt, gebettet auf Stroh. Seine Eltern, das vergessen wir gerne, sind Flüchtlinge ohne feste Unterkunft, ins Prekariat gestossen von schlechter Gesetzgebung. Bedenken wir das, wenn wir uns der Einkehr hingeben. Der nun stillste Ort des Landes, das Hohe Haus, sollte, wenn er wieder laut ist und lärmen, jener sein, an dem gute Gesetze gefasst werden. Niemand soll sein Kind in Armut und Kälte in die Welt setzen müssen. Auch wenn Ochs und Esel das anders sehen.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten am 22. Dezember 2023.

Weihnachtswünsche

„Ich kann euch zu Weihnachten nichts geben. Ich kann euch für den Christbaum, wenn ihr überhaupt einen habt, keine Kerzen geben, kein Stück Brot, keine Kohle zum Heizen, kein Glas zum Einschneiden. Wir haben nichts.“ Die Sätze gehören zum österreichischen Erinnerungsschatz, insbesondere zum weihnachtlich-sentimentalen, multipliziert und verewigt vom Erklärbären der Nation, Hugo Portisch. Der da geprochen hatte zu Christbaum und Brot, Kohle und Glas war Leopold Figl, der erste Bundeskanzler der Zweiten Republik. Figls Stimme tönte zu Weihnachten 1945 aus den Radios eines zerbombten und besetzten Landes. „Ich kann euch nur bitten“, appellierte Figl an die Menschen, „glaubt an dieses Österreich!“

Ganz Österreich kennt diese Tonaufnahme. Nur wurde sie nicht in der Stunde Null des Jahres 1945, sondern erst zwanzig Jahre später eingesprochen. Vom da schon schwerkranken Figl, inszeniert von rührigen jungen Kräften aus seinem Umkreis, anlässlich des Porzellan-Jubiläums des Kriegsendes. Warum erst jetzt? Zum Anlaßzeitpunkt waren Radiosendungen noch nicht auf Band aufgenommen worden. Die Original-Rede des Bundeskanzlers an seine hungernden und vom Krieg gezeichneten Landsleute gab es nur in der Erinnerung. Um die Ansprache zu rekonstruieren, hatte man alte Unterlagen durchforstet. Beim Abspielen seines Remakes vor dem Stephansdom soll Figl feuchte Augen bekommen haben. Hunderte von Zuhörern, die von der Neueinspielung keine Ahnung hatten, brachen in Tränen aus. Ohrenzeugen der Original-Ansprache waren sicher, eine historische Aufnahme zu hören.

Die Produktion von Wahrheit hat Tradition in Österreich.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten am 15. Dezember 2023.

Neue Rollen

Wie so oft war früher alles besser. Die Guten waren die Guten, die Bösen waren die Bösen. Die Guten waren immer wir, die Bösen immer die anderen. Seit Jahrtausenden ließen sich so die Sympathien lenken. Auch und besonders im Kriegsfall. Die Devise lautete: Hoch die Unsrigen, nieder mit den Anderen! Bis der Fußball in die Welt kam, und mit ihm die Erkenntnis, dass die Guten nicht immer die Unsrigen sind und die Schlechten nicht immer verlieren. Das hat viel Unruhe in den Köpfen der Menschen erzeugt. Besonders in denen der Österreicher (die Österreicherin ist marginal mitgedacht). Wenn die Unsrigen nicht mehr automatisch die Guten, und die anderen nicht automatisch die Schlechten waren, war vielleicht jemand anderer schuld. Der Schiedsrichter! Die Outwachler! Der Rasen, das Wetter, die Losfee, die unzuverlässige Person!

All das muss bedacht werden, will man die Gesellschaft und Ihre Präferenzen in politischen Auseinandersetzungen verstehen. Insbesondere dann, wenn es um die Fortsetzung der Diplomatie mit anderen Mittel geht, um den Krieg nämlich. Die jüngsten Anlassfälle martialischer Schrecklichkeiten verstören zutiefst. Wer sind die Guten und wer die Bösen? Darf man die, die zu den Bösen halten, ebenfalls als Böse bezeichnen? Und was, wenn die Falschen zu den Richtigen halten und die Richigen zu den Falschen? Wo beschweren wir uns dann? Und was, wenn mehr Schiedsrichter übers Feld der Auseinandersetzung laufen, als Mannschaften? Und was, wenn auch Frauen und Kinder, Alte und Kranke am Spielfeld stehen?

Unlösbare Fragen. Österreichische geradezu.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten am 8. Dezember 2023.

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Advent 2023

Dezember, die Zeit der Jahresendbeleuchtung. Das wiederkehrende Aufhellungs-Projekt beginnt mit dem Entzünden von Kerze Eins auf dem Adventgebinde. Es ergibt sich der Gleichzeitigkeit von zwei einandern entgegenlaufenden Ideen: Hie der Plan, den Dämonen der Finsternis mit ausufernder, weil künstlicher Helligkeit entgegenzutreten – da das Konzept, dabei größtmögliche Mäßigung walten zu lassen. Zusammen münden beide Strategien in der finalen Vollbeleuchtung des Weihnachtsbaumes.

Numerische Probleme sind zu meistern. 24 Kerzen (wie die Türchen beim Adventkalender) wären kalendarisch elegant, liefe dem nicht die Erkenntnis entgegen, dass vier Wochen eigentlich 28 Tage ergeben. Der Spargedanke, stabiles Fundament heimischer Befindlichkeit mahnt zum Kompromiss. Statt 24 oder 28 werden nur vier Kerzen entzündet. Jeden Sonntag eine mehr. Weil dabei zu beachten gilt, dass Nr. 1 viermal so oft brennt wie Nr. 4, will das adventsonntägliche Entzündungsprogramm klug beschränkt sein. Am letzten Sonntag angekommen sollen noch alle Kerzen illuminabel sein.

Der österreichische Adventskranz soll Torusform haben, wie die Mathematiker sagen – bagelhaft sein, übersetzen die Bäcker. Kerzenzahl und deren Farbwahl folgen klerikalen Überlegungen. Drei violette und eine rosa Kerze am Idealkranz spiegeln die liturgischen Farben der katholischen Welt wider – Violett steht für Besinnung und Buße am ersten, zweiten und vierten Sonntag, Rosa für die Vorfreude auf das nahende Weihnachtsfest am dritten Advent.

Ästhetische Fragen lösen sich indes ungefragt. Im Ringen um Stil gewinnt immer das Österreichische. Die Eleganz ergibt sich.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten am 2. Dezember 2023.

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Fahnen, die noch Respekt genießen

Als Mutter aller modernen Fahnen gilt die Tricolore, die Dreifärbige, die Flagge Frankreichs. Die Wimpelkundler sehen in ihren Farben eine revolutionäre Kombination des Rots und Blaus der Stadt Paris, und dem Weiß des Königs. Andere wieder deuten das Rot als jenes der Oriflamme, des Banners Karls des Großen. Blau sei die Farbe des Mantels des Heiligen Martin, und Weiß die des Federbuschs am Helm des französischen Königs Heinrich IV. Wir sehen es ist kompliziert.

Die Wettitante aller Banner ist die rotweißrote Fahne Österreichs, folkloristisch, wenn auch geschichtlich diffus gedeutet als der blutgetränkte Kreuzfahrer-Waffenrock des Babenbergerherzogs Leopold V. des Tugenhaften. Der weiße Mittelstreifen sei jener Bereich gewesen, der nach Abnehmen des Schwertgurtes nach der Belagerung von Akkon weiß geblieben sei. Auch im friedliebenden Österreich sind die Fahnenfarben also tief im Martialischen verwurzelt.

Als größte Schmach empfanden es seit jeher Militärs, wenn sie der Fahne verlustig gingen, weil sie der Feind erobert, entführt, und damit entwürdigt hatte. Ohne Fahne war der Krieger orientierungslos. Worunter sollte man sich versammeln?

Enorme symbolische Energie wurde und wird in das Hochhalten der eigenen und das Entwürdigen und Schänden der fremden Flagge investiert. Der Schrecken, den Fahnenmeere verursachen, ist von den Schlachtfedern in die öffentliche Arena getragen worden. Kein Fußballmatch ohne Teamfarben. Keine Demo ohne Flaggenparade. Kein politischer Auftritt ohne den Nationalbannerwald.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten am 25. November 2023.

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Das österreichische Ohr

„Wer nicht hören will, muss fühlen“, lautete ein Merkspruch aus der Zeit der dunklen Pädagogik. Mit „Gefühl“ war jene Erziehungsmaßnahme gemeint, die heute noch als „Watsche“ bekannt ist. Sie habe noch niemand geschadet, behaupten die Fans der Ohrfeige, weswegen sie auch als „gesunde Watsche“ firmiert. Diese Epoche befindet sich in Erosion, statt der körperlichen Gewalt, dem physischen Angriff auf das Ohr, gibt es den akustischen. Kaufhausgedudel, Liftmusik, Handygeklingel und das öffentliche Telefonieren fluten unsere Gehörgänge. Unablässig, unausweichlich. Die österreichische Seele antwortet mit dämpfenden Maßnahmen – Alkohol und Tabletten, und dem Gang in den Wald. Dort kreischt nur das Fichtenmoped. 

Du bist was du hörst, sagt die Philosophie. Demnach sind wir Helene Fischer, Andreas Gabalier, die Zwei Amigos und am Jahresende sind wir „Last Christmas“. Wo auch immer wir hingehen, Musikbeschallung ist schon dort. Es wurde gesagt, das steigere die Kauflust, verstärke das gastronomische Erlebnis, helfe beim Muskelaufbau, und im Stall, wo man den Kühen Mozarts Sonate in D-Dur für zwei Klaviere empfiehlt, schieße mehr Milch in die Euter. Symphonisches macht Babys intelligenter und auch der Wein profitiert. Heimische Winzer·innen beschallen ihre Weingärten, um Schädlinge abzuwehren, andere setzen die Fässer den Klassikklängen aus, um den Geschmack zu verbessern. Der Zweigelt hört gerne Rachmaninov, sagen sie, der Zierfandler Ravel.

Wer Ruhe sucht, findet sie in der Schwerhörigkeit. Lange Zeit als Alterserscheinung missverstanden, hilft sie nun schon Jungen. Zwei Saisonen Techno genügen.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten am 18. November 2023.

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Soziale Medien

In einer Zeit vor dieser, nennen wir sie die Gutenbergzeit, war das X noch ein X und das U noch ein U. Neuigkeiten, Vorgefallenes, im allgemeinen „Nachrichten“ genannt, kamen per Post oder wurden im Wirtshaus verbreitet. Im Zuge der ökonomischen Verwertbarkeit dieser Vorgänge entstand das Medium „Zeitung“. Nachrichten wurden gesammelt, redaktionell betreut, gesetzt, gedruckt, verkauft. Der Leser (die Leserin) als passive Instanz trat in die Welt. Die Reflektion über Neuigkeiten, Vorgefallenes, über das, „was in der Zeitung steht“ fand weiterhin im Wirtshaus statt. Das nachgeschaltete Diskursmedium „Stammtisch“ entstand, und mit ihm der Begriff „Meinung“. Die Summe aller Befindlichkeiten zu Gedrucktem und Dazugesagtem nannte man „öffentliche Meinung“. Als Medium innerhalb des Mediums fand sie Eingang in die Veröffentlichung. Wut, Sorge, Widerspruch, aber auch Lob und Anerkennung wurden im Genre des „Leserbriefs“ kanalisiert. Ein Format, das auch einen neuen Autorentypus etablierte, den des „Leserbriefschreibers“. Viele dieser Privatkolumnisten existierten tatächlich, einige wurden erfunden. Ihre Befindlichkeiten wurden im Sinne der Blattlinie sorgsam moderiert. Da war das X noch ein X und das U noch ein U.

Das digitale Zeitalter hat diese Zusammenhänge verkehrt. Die Glücksritter der neuen Medien erkannten sehr schnell: Der Leserbriefscheiber ist unser Mann (und unsere Frau)! Jeder muss schreiben. Jeder muss lesen. Sofort und immer. U wie Umsicht, Urteilsvermögen, Untadeligkeit wurden abgeschafft. Das X blieb.

X wie Elon Musk.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 11. November 2023.

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Nationalgetränke

Eine luzide Anekdote handelt, wie so oft, vom großen Österreichversteher Helmut Qualtinger. Sie wird auch von Berichterstattern bezeugt, die Qualtinger garnicht gekannt haben. „A Achtel“, wird Qualtinger bei der Bestellung in einem Lokal zitiert. „Rot oder Weiß“, fragt der Wirt nach. „Seit wann gibt’s an roten Sliwowitz?“ quittiert der Besteller trocken. Die Zitatforschung kennt den Kurzdialog auch aus einer Szene im deutschen Kriminalfilm „Kurzer Prozeß“, 1967 von Michael Kehlmann in München uraufgeführt. Hier bestellt Qualtingers Figur Oberinspektor Pokorny die Nachfülldosis im Provinzwirtshaus noch knapper: „A Achtel!“ „Rot oder weiß?“, will der Schankbeamte wissen. „Sliwowitz“ sagt der Inspektor.

Wie jeder gute Witz arbeitet auch der Sliwowitzwitz nicht mit Übertreibung, sondern mit Präzision. Auf den ersten Blick scheint die Tugend der Genauigkeit mit dem Talentesortiment der Österreicher nicht in Einklang zu bringen. Aber das täuscht. Der Österreicher (die Österreicherin ist stets mitgemeint) spricht stets wahr aus seinem (ihrem) Munde. Stets entfährt dem Kommunikationsorgan, was die Mitteilungsperson gerade denkt. Die Lüge, die Überhöhung, die kalmierende Beschwichtigung gelingt niemals. Die Menschen des Landes (und in gesteigertem Ausmaß die politischen Akteure) sind beredte Zeugen für diese Unfähigeit. Egal, was sie sagen, man weiß immer, was sie meinen. Und stets, wieviel sie schon intus haben.

Der Schankwirt aus dem Eingangswitz kann die Rot-Weiß-Frage also nur rhetorisch gemeint haben.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 4. November 2023.

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Freunde

In den späten Sechzigerjahren, als die Vorabende und Abende noch von den Erzählgiganten Kino und Fernsehen regiert wurden, schenkte uns der große Österreichversteher H.C. Artmann ein paar luzide Kindergedichte.

Eines ging so:

batman und robin
die liegen im bett,
batman ist garstig
und robin ist nett
batman tatüü
und robin tataa,
raus aus den federn
der morgen ist da!

Die nur scheinbar so harmlosen Verse referierten auf das „Dynamische Duo“ Batman und Robin, eine Privat-Detektei aus ältlichem Fledermaus-Held und naseweisem Jung-Assi. Die beiden überkostümierten Filmtrickhelden hatten sich gerade angeschickt, die Leinwände und Bildschirme mit selbstironischen Comic-Verfilmungen zu erobern.

Die Zeit war reif für Zusammenarbeit. Nach einer langen Reihe von Einzelherrschern hatte sich das Land am Strome dem Thema „Duo“ ergeben. Figl und Raab regierten das Land, Batman und Robin jagten Bösewichte. Das Feld der Doppelconférence hatten Winnteou und Old Shatterhand, Kasperl und Pezi, Farkas und Waldbrunn schon gründlich bestellt.

Das Genre des „Dynamischen Duos“ verlor mit den Alleinregierungen Klaus und Kreisky an Momentum, in den Großen Koalitionen kränkelte und stolperte es. Es kehrte im offenen blauen Porsche, von rechts einbiegend, fulminant wieder, pilotiert von Jörg Haider, beigefahren von „Wem, wenn nicht ihm“, Wolfgang Schüssel. Die Doppel Kern-Mitterlehner, Kurz-Strache und aktuell Nehammer-Kogler kamen und kommen ohne Bat-Mobil aus. Als Bat-Höhlen aber dienen Burger-Filialen, Vinotheken und Nobel-Heurige.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 28. Oktober 2023.

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