Advent 2023

Dezember, die Zeit der Jahresendbeleuchtung. Das wiederkehrende Aufhellungs-Projekt beginnt mit dem Entzünden von Kerze Eins auf dem Adventgebinde. Es ergibt sich der Gleichzeitigkeit von zwei einandern entgegenlaufenden Ideen: Hie der Plan, den Dämonen der Finsternis mit ausufernder, weil künstlicher Helligkeit entgegenzutreten – da das Konzept, dabei größtmögliche Mäßigung walten zu lassen. Zusammen münden beide Strategien in der finalen Vollbeleuchtung des Weihnachtsbaumes.

Numerische Probleme sind zu meistern. 24 Kerzen (wie die Türchen beim Adventkalender) wären kalendarisch elegant, liefe dem nicht die Erkenntnis entgegen, dass vier Wochen eigentlich 28 Tage ergeben. Der Spargedanke, stabiles Fundament heimischer Befindlichkeit mahnt zum Kompromiss. Statt 24 oder 28 werden nur vier Kerzen entzündet. Jeden Sonntag eine mehr. Weil dabei zu beachten gilt, dass Nr. 1 viermal so oft brennt wie Nr. 4, will das adventsonntägliche Entzündungsprogramm klug beschränkt sein. Am letzten Sonntag angekommen sollen noch alle Kerzen illuminabel sein.

Der österreichische Adventskranz soll Torusform haben, wie die Mathematiker sagen – bagelhaft sein, übersetzen die Bäcker. Kerzenzahl und deren Farbwahl folgen klerikalen Überlegungen. Drei violette und eine rosa Kerze am Idealkranz spiegeln die liturgischen Farben der katholischen Welt wider – Violett steht für Besinnung und Buße am ersten, zweiten und vierten Sonntag, Rosa für die Vorfreude auf das nahende Weihnachtsfest am dritten Advent.

Ästhetische Fragen lösen sich indes ungefragt. Im Ringen um Stil gewinnt immer das Österreichische. Die Eleganz ergibt sich.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten am 2. Dezember 2023.

Newsletter abonnieren:
https://tinyletter.com/Comandantina

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert