Falter 28/2001 vom 11.07.2001.
Liebe Frau Andrea,
Sie sind meine allerletzte Hoffnung, sie wissen sicher Rat. Ich bin verzweifelt, ich fühle mich eskaliert! Es wird immer schlimmer, was kann ich tun? Was kann ich tun, um mich de zu eskalieren (©Westenthaler)?
Werner Pribitzer, 34
Johnstrasse
Ruhig Blut, Werner.
Setzen sie sich erst einmal, am besten auf einen Stuhl. Auch ein Sofa ist sicher. Keinesfalls dürfen sie sich jetzt auf eine Stufe setzen! Deeskalation oder Deeskalierung, wie es Klubobmann Dr. Khol von der Österreichischen Erfolkspartei nennt, ist kein einfaches Unterfangen. Um richtig de zu eskalieren bedarf es grosser Erfahrung und eines Quentchen Glücks. Schon einer klassischen Eskalation wohnt die stete Steigerung inne. Wie steil mag dann erst eine ausgewachsene Eskalierung ausfallen! Nicht auszudenken. Stellen Sie sich ihr politisches Gefühlsleben als gemütliches Treppensteigen auf den sicheren Stufen des Alltags vor. Nun stellen sie sich weiter vor, jemand hätte die Skala, auf der sie aufwärts steigen, mit einem billigen Kokosläuferaus den sechziger Jahren ausgelegt. Und nun zöge, während sie auf kokosläuferbelegten Stufen treppauf und alltagswärts stiegen, jemand regierungsseitig am unteren Ende des Teppichs. Um nicht zu fallen, würden Sie sich erschreckt ans Geländer klammern und versuchen, Halt zu finden: “Hoppla”, dächten Sie, “wie geschieht mir” und blitzartig schösse Ihnen die einzig richtige Antwort durch den Kopf: “Ich eskaliere gerade!” Was tun, lieber Werner, wenn das unausweichliche passiert? Schreien, klagen, protestieren? Nichts von alledem! Lassen Sie sich fallen, lieber Werner, halten sie sich nicht fest, beissen sie auf ihre Zunge, halten Sie den Mund. Kullern sie los! Deeskalieren sie richtig!