Neues aus der Halt-Bar

Falter 13/2001 vom 28.03.2001.

Liebe Frau Andrea,

in meiner Heimbar stehen zum Großteil Flaschen, die bis zu zehn Jahre alt sind. Hauptsächlich Scotch, aber auch Cognac, Grappa u.a. hochprozentige Getränke. Die Frage, die mich bewegt, lautet: kann Schnaps schlecht werden? „raucht“ er aus? Wird er ranzig, sauer, schal? oder hat Alkohol ab einer gewissen Konzentration konservierende Wirkung? Und wenn
ja, gilt das auch für Bailey‘s oder Eierlikör?

Viele Grüße,
Wolfgang K., Internet

Lieber Wolfgang,

die Beantwortung deines Problems ist für eine Nichtalkoholikerin eine spannende Aufgabe. Ob Schnaps schlecht werden kann? Ich weiss nur, dass von Schnapps schlecht werden kann. Von russischen Besatzungssoldaten geht die Mär, sie hätten sich in Ermagelung von Wodka an den Präparaten in den Naturgeschichtekammerln unserer Schulen gütlich getan. Die Wirkung soll trotz der geschmacklichen Herausforderung solcher “Liköre” durchaus intoxikativ gewesen sein. Meine schwedischen Onkels Magnus und Dietrich haben in den 70ern eine Flasche Portwein aus dem Besitz meines seefahrenden Urgrossvaters, Sjökapten Pettersson geöffnet. Der war zu diesem Zeitpunkt mindestens 75 Jahre tot. Meine Onkels, als Schweden durchaus Kenner von alkoholischen Getränken, beschrieben das alte Fläschchen als so ziemlich das Beste, das sie je getrunken hätten. Alten Weinen soll Lagerung ja durchaus gut bekommen. Manche Whiskeys werden überhaupt erst mal 12 Jahre gelagert, bevor sie in die Heimbars von so Leuten wie dir gelangen. Was die Haltbarkeit von Eierlikör betrifft, möchte ich dich zwar an meinen Kollegen Hermes Phettberg verweisen, aber insoferne meinen Senf dazugeben, als ich es für denkbar hielte, dass Eierlikör Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende hält.

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