Ottakringer Spezialwappelei

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 48/2023 vom 29. November 2023

Liebe Frau Andrea,
ich bin ein alter (Jg. 1941) Ottakringer, einst mehr als „blutrot“ eingefärbt. Wie es Hans Krankl von sich behauptet, geht’s auch mir genauso, ich kann nur den Dialekt meiner Jugend. Und wenn ich den heutigen Namen des SPÖ-Vorsitzenden vernehme, erinnere ich mich. Nämlich dass damals das Wort „Babler“ als Bezeichnung für einen eher bedürftigen – in jeglicher Hinsicht – Menschen (Mann) angewendet wurde. Ich besitze das schöne und lehrreiche „Wörterbuch der Wiener Mundart“, ohne bei Babler und ähnlichen Formen, wie Baperl, Pabler etc. fündig zu werden. Habt ihr dieses Wort in weiser Vorahnung gestrichen oder gab es diese Bezeichnung nur in Ottakring, im Bereich der Wichtelgasse/Thaliastraße?
Ich hoffe, noch in meinem Leben (siehe Ablaufdatum!) entsprechende Belehrung zu erhalten.
In bester Erwartung,
Ferdinand (Ferry) Kovarik, Ottakring

Lieber Ferdinand,

zur Ottakringer Gassendialektik kann ich wenig beitragen. Das erwähnte Standardwerk Maria Hornungs haben „wir“ nicht umgeschrieben, weder in weiser, noch sonstiger Vorahnung. Als Trägerin eines exponierten Familiennamens lehne ich Namenswitze ab, notabene sie wenig über die realen Eigenschaften der Trägerinnen berichten.

Das Wienerische kennt die Pappn (Bappn), den Mund, davon abgeleitet das Papperl, das Essen des Kindes. Dieses bezieht seine Wörtlichkeit vom breiartigen Papp, verwandt mit Pappe und Papier. Weiters kennen wir bopeln, boweln, das unverständliche und gedankenlose Lallen, auch das geschwätzige Betteln. Es ist eine lautmalende Wortmischung mit papperln, bapaln.

Sehr wahrscheinlich verwechseln wir den unauffindbaren Bappler mit dem bestens bekannten Wappler. Dieser hat die von ihnen insinuierten Eigenschaften eines, in jeder Hinsicht bedürftigen Menschen. Der Wapla, Wappler, der unbedeutende, nicht ernstzunehmende Mensch kommt von einem, in vielen Dialekten und germanischen Sprachen zirkulierenden wappeln, wabbeln, sich schwankend bewegen, herumirren, undeutlich reden. Als bekennende Bableristin kann ich das im Genossen Andreas Babler nicht erkennen.

Freundschaft!

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4 Gedanken zu „Ottakringer Spezialwappelei“

  1. Babler = „Bobla“ = Schmetterling (Falter!!)

    „Bobla“ – für Schmetterling, so kenn‘ ich das, den Ausdruck hat mein Vater oft verwendet.

    Willi Skalda
    (Jg. 1943)

  2. Sehr geehrte Frau Andrea!

    Als langjähriger treuer Leser komme ich nicht, umhin, ihre Erklärung zum Ursprung des Bablers zu korrigieren. Ich fand den Ausdruck sowohl im Wörterbuch des Wiener Dialekts von Julius Jakob als auch Peter Wehles schönem Werk „Sprechen sie wienerisch?“

    Als Kind der Leopoldstadt ist mir der Begriff als Bezeichnung für Bettler bekannt.

    Mit lieben Grüßen
    Robert Wolf

  3. Hallo, ich habe den Begriff nicht gefunden, da ich mein Wehlebuch anscheinend unwiederbringlich verborgt habe. Kenn den Begriff aber von meinem Vater (Jahrgang 1930), ausgesprochen „Bobla“. Bettler kann den Gebrauch treffen, er wurde aber auch als für einen unbeholfenen, armen Mann verwendet.

  4. Das „Papperl“ (in Tirol „Pappele“) hat mein Griechischlehrer, ein absolutes Original, vor etlichen Jahrzehnten als Eselsbrücke („Etymologie“ traue ich mich nicht zu sagen) verwendet, als er uns in einer der ersten Stunden die Vokabeln erklärt hat:

    „ho pappos = der Großvater; davon kimmt s’Pappele, weil a Großvater a Pappele essn muaß, weil er koane Zend mehr hat – so wia i!“

    (Zend = Zähne; offenbar war seine Zahnprothese gerade in Reparatur).

    Liebe Grüße
    Gottfried Siehs

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