Was erhoffen sich Herr und Frau Österreicher vom Herbst

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagen die Optimisten. „Aber sie stirbt“, antworten die Österreicher (die Österreicherinnen sind auch da mitgemeint). Diese Befindlichkeit antwortet auf die Erkenntnis, dass sich (zumindest hierzulande) stets die falschen Hoffnungen erfüllen, oder, was noch mehr schmerzt, die Hoffnungen der Falschen. Fragen wir die Philosophen, in Österreich sind das die Zauberer am grünen Rasen, die Fußballer, mit ihrem unerschöpflichen Reservoir an Alltagsweisheit. „Aufgem wiad a Briaf“, (aufgegeben wird ein Brief), wissen sie und damit haben sie recht. Dass der Brief nicht immer ankommt, wissen sie auch, ist doch die Philosophie das Jonglieren mit Metaphern.

Wohin also mit dem Sehnen und Wünschen? Dem Salzamt mitteilen, sagen die Ordnungsliebenden, der Jetti-Tant erzählen, sagen die Dialogorientierten, in ein Sackerl reden und vor die Tür stellen, die Praktiker. Vorlaute würde jetzt wissen wollen: Vor welche Tür, die eigene oder die des Bestellers?

„One Man’s Ceiling Is Another Man’s Floor“ (des einen Plafond ist des anderen Fußboden), sang einst der US-amerikanische Liedermacher Paul Simon und brachte damit die Sache auf den Punkt. Positionen und Standpunkte sind nicht verhandelbar, Blickrichtungen nicht austauschbar, Meinungen führen niemals zu Einigungen. Man hüte sich auch vor dem Zuruf Außenstehender, gilt doch die Zueignung „Mögen alle deine Träume in Erfüllung gehen“ nicht nur als wohlmeinender Wunsch, sondern auch als böser Fluch.

Was also erhoffen?

Natürlich das Österreichische: Nichts.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 30. September 2023.

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