Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 39/2023 zum 27. September 2023
Liebe und immer wieder überraschende und zum herzhaften Lachen bringende Frau Andrea,
unlängst kam uns beim Plaudern über den Film „Eating Raoul“, in dem derselbige zum Abendessen serviert wird, folgende Frage: Könnte es sein, dass das britische „Minced Meat“ eines Tages durch einen simplen Hörfehler – nämlich „Minced Pete“ – zum deutschen „Hackepeter“ wurde? Also dass jemand zB. sagte: „diese Briten essen so gerne Speisen mit „p“: pies, peas und minced Pete…“? Was halten Sie von dieser linguistisch-kulinarischen Lautverschiebung?
Mit sehr herzlichen Grüßen,
Ihr Wolfgang Lalouschek aus Wien, per Email
Lieber Wolfgang,
die sprachgeschichtliche Herleitung des norddeutschen Schrippen-Aufstrichs „Hackepeter“ von „Minced Meat/Minced Pete“ folgt einer verblüffenden Logik, notabene beide Gerichte, der norddeutsche Hackepeter und das anglosächsische Minced Meat das selbe bezeichnen, feingehacktes, oder durch den Fleischwolf gedrehtes Schweinefleisch. Frisch zubereitet, weil roh konsumiert und gut gewürzt. Bei genauem Blick auf die etymologischen Zusammenhänge dürfen wir Ihre Theorie zu den privaten, wenn auch charmanten Volksetymologien zählen. Minced Meat, ein inselbritisches Gericht hat seinen Namen von meat (Fleisch) und mince(d), dem ein mittelenglisches mincen, altfranzösisches minicier vorangingen, und das aus dem vulgärlateinischen minutiare (zerkleinern) kommt. Die Minute, die Zerkleinerung der Stunde ist eine direkte Verwandte. Kommt nun der Peter aus dem Hack von Pete, einer Verballhornung von „meat“? Nein, denn meat ist unser Mett, was sich auch in der anderen Bezeichnung für Hackepeter, Mettwurst niederschlägt.
Woher also kommt der Hackepeter? Hack ist das Gehackte. Und Peter, das einige von der allfälligen Gewürzzugabe Petersilie herleiten, ist ein beliebtes norddeutsches Diminuitv, das auch in den Wörtern Ziegenpeter (Mumps), Wackelpeter (Pudding) Lügenpeter, Heulpeter, und in der Spielkarte „Schwarzer Peter“ steckt.
Etwas derber ein fast vergessener niedersächsischer Volksausdruck für den Beischlaf: Pomfideln oder Hackepetern.
Aua.
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