Sommerpläne

Der österreichische Sommer ist eine Sache des Planens. Im Regelfall wird an der Sache monatelang getüftelt. Darin ähnelt diese Sehnsuchtsleistung jener für andere Jahreszeit-Ereignisse wie die Faschingssitzung (falls wir hobbykomisch veranlagt sind), die Jahresvollversammlung des Elternvereins (falls wir eingeschulten Nachwuchs haben) und der Schulschikurses (im Turnlehrendenfall).

Die österreichische Sommerplanung zerfällt in zwei Extreme: Die einen organisieren minutiös, von den Kofferpackkonzepten über die Anreiselogistik, die Erlebnistaktung bis zu Details wie den Aufstellungsort von Schirm, Liege und Kühltasche. Das andere Extrem bildet sich im Zufallstourimus ab, dem Last-Minute-Buchen, der ungezielten Herumreiserei oder dem Urlaub bei Verwandten, Schulfreunden und Tinder-Kontakten.

Beide Formen der Sommergestaltung werden von der Realität mit Unbill bestraft, die da heißen: Schattenparkplatznot, lästige Balkonnachbarn, und das übliche Armageddon am Frühstücksbuffet. Dazu können sich noch Gelsenplagen, emotionseintrübende Tiefdruckgebiete, Quallenalarme oder örtliche Unruhen gesellen: Biker-Gangs, Seniorengruppen und Australier. Und neuerdings wird unser Urlaubserlebnis von coronabedingter Maskenpflicht und verdrießlichen Abstandsvorschriften gestört.

Den beiden vorgestellten Gruppen gesellt sich noch eine dritte hinzu, die überhaupt nicht urlauben kann. Prekär Beschäftigte, Alleinerziehende, und Freischaffende. Ei der Daus! Lasst euch halt anstellen, sagen die Gutbestallten.

Können vor Lachen, sagen die Urlaubslosen dann.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 18. Juli 2020.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert