Sommerutensilien

Wer erinnert sich nicht daran? An den Sommer am Strand, an das rhythmische Ballern der Sommerhits, an bunte Liegestühle, die abblätternde Farbe an den Badehäuschen, an ausgeblichene Schirme, braungebrannte Melonenverkäufer und brennheißen Sand? Wer erinnert sich nicht ans Luftmatratzenaufpumpen, Sandburgbauen und den ungleichen Kampf zwischen Sonnenöl und roter Haut? Wer kennt nicht den Geruch von staubtrockenen Krimiseiten, in der flirrenden Mittagssonne als Schattenwedel aufs Gesicht gelegt? Wer hat nie Muscheln aus den Schaumzungen der Wellenzipfel gefischt, dampfende Pasta Asciutta gewickelt und am Corso radebrechend Stracciatella con Nocciola bestellt? 

Die Strandmetropolen Jesolo, Caorle, Bibione und Lignano, und das bürgerliche Laguneninselchen Grado gehören zu Österreich wie Großglockner und Hahnenkamm. Auch jene, die es trotz adriatischer Nähe in die Ägäis und nach Mallorca zog, an die kroatische Küste, das Rote Meer oder an den Indischen Ozean, kennen das Gefühl des Urlaubs im Ausland. Die Freude am Entwurzeltsein, den Segen sommerlicher Ferne. 

Das Auffrischen dieser Erinnerungen wird bald wieder möglich sein. Obwohl die Distanzierbestimmungen umständlich sind, die Test-Nachweise ungenau, die Gefahrenlage unbekannt. Der Strandurlaub der Österreicher wird heuer nicht ausschließlich an den Süßwasserseen des Landes stattfinden müssen, in den Freibädern der Kommunen und den Swimmingpools der Frühstückspenisonen.

Dem sicheren Fußbad in Balkonien wird sich das unsichere Planschen im Adriatischen hinzugesellen. Diesmal mit Corona-Flair. 

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 13. Juni 2020.

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