Wie gefährlich ist Corona?

„Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben“, lautet ein Befund aus dem Allmanach der gelernten Österreicher. Er wird ausgerechnet von jenen großzügig weitergegeben, die vor allem und jedem Angst haben, vorausgesetzt es ist unsichtbar. Dieses Defizit versucht der Boulevard auszugleichen, indem er aus Unsichtbarem Sichtbares macht und aus Hörensagen Schlagzeilen. Von nichts komme nichts, entgegnet der gelernte Österreicher.

Die Gesundheitsmasken seien ausverkauft, heißt es, und überdies böten sie keinen Schutz. Egal, bestellen wir sie halt im Internet, denn die Nichtkaufempfehlung könnte eine große Täuschung sein! Hat es nicht geheißen, dass ebendiese, vorgeblich nutzlosen Masken ausgerechnet dem medizinischen Personal abgingen? Besser einen Karton davon zu Hause zu haben, für den Notfall. Man weiß ja nie. Beziehungsweise: Man weiß, das man ja nie wissen kann.

Aber was kann man überhaupt wissen, wenn sogar die Fachleute bekennen, sie lernten erst aus dem Geschehendem, für gesicherte Erkenntnis sei es noch zu früh. Mal wird kolportiert, es werde alles ganz schlimm, dann wieder, man habe alles im Griff, wir seien ja in Österreich.

Was aber macht die Angst mit uns? Wenig. Husten und Schnupfen machen uns nicht bang, zuhause haben wir ja Masken liegen. Was wir tatsächlich befürchten sind leere Regale. Engpässe am Nudelsektor, Verknappungen des Haltbar-Milch-Sortiments, Defizite im Dosengemüseangebot, Mangel in der Mineralwasserzone. Der Besuch beim Nahversorger unseres Vertrauens beweist: Die Angst der Hamsterkäufer vor den Hamsterkäufen der anderen ist berechtigt.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 7. März 2020.

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