Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 10/2020 zum 4. März 2020.
Liebe Frau Andrea,
das letzte Wort Ihrer rezenten Kolumne provoziert eine Frage: Woher kommt eigentlich das Wort Wappler? Und gleich noch eine Frage: Wie ist das mit „hinterfotzig“? Kommt das von der austro-bajuwarischen Fotzn, vulgo Ohrfeige, Watschn, oder doch von der teutonischen Vulgär-Vulva?
Vielen Dank für Ihre Erleuchtung!
Ossi Karas per Email, vom Samsung-Tablet gesendet
Lieber Ossi,
wie in dieser Kolumne schon mehrfach berichtet, nimmt der Wappler eine prominente Position im Vokabular der Wiener ein. Mit einiger Wahrscheinlichkeit kommt das beliebte Pejorativ aus dem Lateinischen, vom Verb „vapulare“, geschlagen, gezüchtigt werden, Schläge, Prügel bekommen, im weitesten Sinne also: Eine Niederlage erleiden. Ob der Ausdruck über die studentische Sprache des Mittelalters (Wien ist ja schon lange eine Universitätsstadt) oder über das Rotwelsche ins Wienerische gefunden hat, ist noch unklar.
Bei ähnlichen Begriffen sind die Etymologien besser bekannt. Der Wiener Ausdruck „Dillo“ für Trottel, Blödian schriebe sich eigentlich „Dilo“, denn er kommt aus dem Romani, wo „dilo“ soviel wie dumm, blöd, verrückt, schwachsinnig bedeutet, auch taub und stumm, und der „Dilo“ schlicht ein Verrückter, Irrer ist. Eine andere ungermanische Herkunft hat das Schimpfwort „Koffer“, mit dem im Wienerischen weder das Reisegepäck noch der Darmwind gemeint ist, sondern der Dummkopf. Das Wort hat seinen Ursprung im Jiddischen, wo der „kefar“, „kafar“ der Bewohner des Kaffs ist, einer kleinen, langweiligen Ortschaft.
Hinterfotzig, gleichbedeutend mit „hinterhältig“ oder „hinterlistig“ heißt wörtlich „hinter dem Mund“ und kommt daher nicht von der Ohrfeige (Fodsn), die zwar in oraler Nähe landet, sondern von Fotz (Fods), einem in Bayern und Österreich gebräuchlichen Wort für den Mund. Der Fods (Mund) ist allerdings mit dem deutschen Wort Fotze verwandt, das im Wienerischen zur „Fut“ wurde und das weibliche Geschlechtsteil bezeichnet. Schon im Altnordischen finden wir es als fuð (Scheide), verwandt mit Futteral und Futter (der Innenseite von Kleidungsstücken und Taschen). Sie können auf das indoeuropäische *pah- (schützen) zurückgeführt werden.
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