Wie man Quarantäne richtig ausspricht

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 10/2020 zum 4. März 2020.

Liebe Frau Andrea,
neulich entbrannte im Freundeskreis, unter ihnen auch einige erfahrene Pädagogen, die Diskussion darüber, wie man nun das aktuell sehr strapazierte Wort Quarantäne richtig ausspricht, mit „K“ wie Kaiser oder doch mit „Kw“ wie Quelle, wie ich selber es auch im Schulunterricht vermittelt bekommen hatte. In den Nachrichten sind beide Varianten zu hören, wobei die K-Version auf dem Vormarsch zu sein scheint.
Was ist nun richtig(er)?
Richard Buchacher, Leopoldstadt, per Email

Lieber Richard,

unser Wort Quarantäne bezeichnet die zwangsweise Isolierung von Menschen (oder Tieren) in der Absicht, damit die Ausbreitung einer ansteckenden Krankheit zu verhindern. Der Begriff leitet sich von den vierzig Tagen (quaranta giorni) ab, die Schiffsbesatzungen und Seereisende in Separation verbringen mussten, bevor ihnen die Hafeneinfahrt nach Venedig gestattet wurde. Die namensgebende Absonderung von vierzig Tagen wurde erstmals 1347 als vorbeugende Maßnahme gegen die Pest verhängt. Andere Hafenstädte folgten dem Beispiel. Aus dem Venedig des späten Mittelalters stammt ein weiterer Begriff aus der Kulturgeschichte der Seuchen-Bekämpfung, jener des Lazaretts. Das erste so benannte Pestkrankenhaus lag auf der venezianischen Laguneninsel Santa Maria di Nazaretto. Die Verwechslung mit dem Aussätzigenhospiz auf der Insel San Lazzaro führte zum Begriff Lazarett für Seuchenspital und später zum dem für Militärkrankenhaus.

Die Italiener sprechen die Quarantäne (ihre quarantena) wie „Cuarantena“ aus. Wir kennen diese Aussprache des Digraphen „Qu“ von Wörtern lateinischer Herkunft, wie Quader, Quadrat, Qualität, Quantität, Quart, Quartier, Quint oder Quote. Dass wir ausgerechnet die Quarantäne unitalienisch aussprechen, hat einen einfachen Grund: Wir haben die Quarantäne von den Franzosen entlehnt, aus quarantaine, einer Ableitung von quarante, vierzig. Den einzigen Vorwurf, den wir uns machen dürfen, ist die Aussprache des im Französischen verschluckten finalen „e“. Am anlautenden „K“ hingegen gibt es nichts zu bekritteln. Der bestmögliche Versuch Quarantäne richtig auszusprechen wäre „Karauntähn“. Kwasi.

comandantina.com dusl@falter.at Twitter: @Comandantina

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