Eingeschneit

Österreich hat viele Farben. Das einschläfernde Grau von Beton und Fels, das welkende Grün von Bäumen, Büschen und Fußballwiesen, das rostige Rot von Einfamilienhausdächern und Tennisplätzen, das tumbe Gleißen des Goldenen Dachls. Welche aber ist die eigentliche Farbe des Landes? Schwarz? Rot? Blau? Türkis? Rotweißrot? Weiß ist die eigentliche Farbe des Landes. Weiß wie der Balken im Einfahrt-Verboten-Schild, weiß wie der Schnee auf den Pisten, weiß wie der Schlag auf den Torten, die Milch in den Eimern, das Salz in den Streuern. Weiß wie Hansi Hinterseers Moonboots, weiß wie DJ Ötzis Häkelturban, und weiß wie Andreas Gabaliers Unterleiberl.

Weiß ist unser Land. Das wusste schon Falco zu berichten. In luzider Innensicht besang Hansi Hölzel Lust und Leid, und naseweis die Farbe der österreichischen Seele:

„Sie war jung, das Herz so rein und weiß, und jede Nacht hat ihren Preis, sie sagt: ‚Sugar Sweet, Ya got me rappin’ to the heat!’ Ich verstehe, sie ist heiß … wir treffen Jill and Joe, und dessen Bruder Hip, und auch den Rest der coolen Gang, sie rappen hin, sie rappen her, dazwischen kratzen’s ab die Wänd … den Schnee auf dem wir alle talwärts fahr’n, kennt heute jedes Kind.“

Weiß wie die Angst sind die Gesichter der Torläufer, Abfahrer und Adler, sie brauchen keinen Kommissar an den Hacken, es genügt der Fetisch Erfolg und das Zuckerbrot Leistung. Damit gefüttert stürzen sich die Helden des Landes in die Eishänge und werfen sich von den Schanzen. Anders als die Politiker des Landes wissen sie: Der Aufprall ist mitunter hart.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 19.1.2019.

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