Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 04/2019 zum 23.1.2019.
Liebe Frau Andrea,
ich hoffe, Sie haben diese Frage nicht schon vor langer Zeit einmal beantwortet: Früher, wenn wir Kinder zu Hause auf der Suche nach irgendeiner Schleckerei die Küchenkästen und den Kühlschrank durchforstet haben, hat unsere Mutter immer gesagt: „Jetzt seid’s ned so amalekisch!“ Dass das Wort so viel wie „schleckig, nach Genuss suchend“ bedeutet, wissen wir. Aber woher kommt es eigentlich? Vielen Dank, falls sie das Rätsel lösen können.
Liebe Grüße,
Anna Jotpunkt, per Email
Liebe Anna,
Ihre Frage nach möglicher früherer Beantwortung amalekischer Zusammenhänge ist berechtigt, es treffen immer wieder Fragen zu bereits gelösten Rätseln ein. Selbst die Autorin muss dann das Archiv befragen, ist doch in mittlerweile 18 Jahren eine reiche Backlist angewachsen. Die erste Kolumne dieser Serie erschien in Falter 04 vom 24.01.2001.
Aber nun zu Ihrer akuten Frage. Ohne Kenntnis der sprachlichen, regionalgeographischen und mentalitätsgeschichtlichen Verhältnisse Ihrer Familie können wir nur Allgemeines anbieten. Im Burgenland ist amalekisch, wer einen besonderen Gusto auf gutes Essen hat, ohne hungrig zu sein, der burgenländisch gustrisch oder glustrisch ist, nach etwas lechzt. Als Herkunft für das Wort wird „umalecken“ angenommen.
Ihrem Erinnerungswort könnte jedoch auch der Begriff „analektisch“ zu Grunde liegen – in Verschleifung mit „ama(…)“ (liebend, wertschätzend). Auch das Wort Amalgam, aus der Zahnheilkunde als Plombenmaterial bekannt, könnte in Hinsicht auf (süße) Kinder-Schleckerei wirksam gewesen sein. Was aber bedeutet „analektisch“? Es ist das Adjektiv zu Analekten (griechisch: Aufgelesenem). Damit ist eine Sammlung von Zitaten, vermischten Gedichten, Aufsätzen oder Literaturauszügen, zusammengefasst: von Lesefrüchten gemeint. Der Begriff mag in geringerer Erklär-Intensität auch in Kreuzworträtseln zirkuliert sein. Freudianer würden an dieser Stelle anmerken, dass im Zusammenhang mit „lektisch“ (vom griechischen léxis, Rede, Wort) wohl auch der tabuisierende Faktor des Wörtchens „anal“ wirksam wurde und mit dem Befund schließen, „Umalecken“ wäre keine falsche Lösung des Rätsels.
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