Kronen der Welt

Das Imperiale steckt tief im Österreicher, und auch umgekehrt stimmt der Befund: Österreich steckt fest im Imperialen. Zum Frühstück kracht die Kaisersemmel, zu Mittag dampft das Kaiserfleisch und jederzeit lockt die Nationalspeise Kaiserschmarrn. Wenn die Sonne vom Himmel lacht, sprechen wir vom Kaiserwetter. In Innsbruck, Ischl, Wien springt der Kaiser aus jeder Speisekarte.

Die Salzburger, erst spät verösterreichert, haben schon früh mit dem gottgleichen Wolferl Amadé geantwortet, die Burgenländer erst nach Selbstfindung mit Jahrhundertregent Haydn. Als der Bergbauernbub Franz Klammer die Nation mit Abfahrtsiegen in Verzückung brachte, erhob ihn das schneesportverrückte Land zum Kaiser. Auch die Landeshauptleute, waren sie nicht schon lange Granden, werden nach Amtsantritt von Presse und Volksmund zu Landeskaisern erhoben, der amtierende Landeshauptmann, von Kärnten, heißt sogar so: Kaiser. Apropos Sozialdemokratie, der großbürgerliche Langzeitkanzler Bruno Kreisky sedimentierte sich in der Geschichte des Landes als Sonnenkönig. Seine Nachfolger hießen noch zu Amtszeiten Kronzprinzen. Als man versuchte, Böses über Christian Kern zu verbreiten, fiel Boulevard und politischen Gegnern nichts besseres ein, als ihn Prinzessin zu nennen. Müssig zu sagen, dass das Zentralorgan der Republik Krone heißt.

Privatpersonen aus dem Kulturbereich werden, soferne sie Heiligkeit mit Unfehlbarkeit verbinden, gerne als Papst angesprochen. Gourmetpapst, Literaturpapst, Geschichtepapst. Nur einer blieb kirchlich bescheiden: Phantasiekardinal André Heller.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 12.1.2019.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert