Migration

Mein Vater war Migrant. Meine Mutter war Migrantin. Großvater 1 war Migrant, Großmutter 1 war Migrantin, Großvater 2 war Kind einer Kaskade diversester migrantischer Familienvorgänge, Großmutter 2 war Kind zweier Migranten aus unterschiedlichen Ländern. Sie alle haben ihre Kulturen mitgenommen, neue angenommen. Friedlich. Ohne irgendein wehleidiges Intergrations-Mimini. Sie haben ihre eigene Kultur niemandem übergestülpt, weder den Kindern, noch der Umgebung. Ich habe also kein Verständnis für den Begriff der unverrückbaren „Kultur“ irgendeiner Heimat, sei es die überkommene der Einheimischen, sei es die Mitgebrachte der Zugezogenen. Wenn ich alle Sprachen aufzählen müßte, die die fünf Generationen vor mir gesprochen haben (es waren meist zwei oder drei), könnte ich den Sprachatlas Europas füllen. Meine Cousins und Cousinen können das ebenfalls. Und in der Regel unterhalten wir uns nicht in der Sprache unserer gemeinsamen Groß- oder Urgroßeltern, sondern in einer ganz anderen. Ich würde sagen: So geht Europa. Noch was: Religion war nie ein großes Thema bei uns.

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