Kaiser, Kaser, Schmer und Schmarren

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‚ in Falter 43/2014
Liebe Frau Andrea,
ich bin zu später Stunde mit meinen Mitbewohnern über der Frage nach der Herkunft des Kaiserschmarren in Streit geraten. Die eine Fraktion von uns behauptet, er sei nach Kaiser Franz Joseph benannt, die andere (zu der ich gehöre), der Name beziehe sich nicht auf eine bestimmte Person, sondern auf die Vorzüglichkeit der Speise. So wie Kaiserwetter auf einen schönen Tag. Wer hat denn nun Recht?
Liebe Grüße aus Zehnvierzig,
Moritz Fischler-Penz, per Mail
Lieber Moritz,
Monarchisten und Heimatverklärer rücken die Entstehung der üppigen Teigspeise in die unmittelbare Nähe Kaiser Franz Josephs. Sie kolportieren die Legende, der gerissene Omlettenhaufen sei dem Kaiser bei einem seiner Jagdausflüge im Salzkammergut vorgesetzt worden sein. Einen simplen Holzfällerschmarren hätte man bei dieser Gelegenheit ihm zu Ehren mit guten Zutaten wie Milch, Rosinen, Eiern, Rum und Staubzucker verfeinert. So sei aus einem derben Waldarbeitergericht der vornehme Kaiserschmarren geworden. Andere Legenden wollen im Kaiserschmarrn eine Wortschöpfung kaisertreuer Landsleute sehen, die besonders beliebten und daher besonders vielen Grundgerichten ihrer Küche die Monarchensilbe voranstellte. So kennt die österreichische Küche den Kaiserauszug (Mehl der besten Qualität), das Kaiserfleisch (geräucherte Schweinebrust), den Kaiserg’spritzten (Mostschorle mit Hollunderblütensirup), das Kaisergulasch (eine Kalbfleischvariante mit Kapern), die Kaisermelange (Mokka mit Eigelb und Cognac), das Kaiserschnitzel (Kalbsnuss mit gehackten Sardellen, Kapern und Zitronensaft) und die Kaisersemmel. Tatsächlich ist der Kaiser-Schmarren der Kaser-Schmarren, der Schmarren der Kaser, der hochalpinen Käsemacher. Sprachlich hat der Schmarren oder Schmarrn seine Herkunft im Schmer, im Fettbrei. Gelte zu klären, wo es den besten Kaser-/Kaiser-Schmarren des Landes gibt. Easypeasy. Nirgendwo hat die Autorin dieser Zeilen je besseren Ka(i)serschmarren gegessen als bei Heli König auf der Loserhütte ob Altaussee. Liegt es an der würzig-kalkigen Luft des Loserberges, an den Nebelschwaden, die vom Altausseersee heraufziehen, oder geben die Augstalm-Kühe auf 1540 Meter andere Milch? Dieses Rätsel müssen wir noch klären.
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