Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 18.10.2014.
Österreich und die Länder Skandinaviens sind auf vielfältige Weise miteinander verbunden. Die Eckpfeiler dieser Beziehung ragen exemplarisch heraus. So die politische Imprägnierung des Landes mit der Idee des Wohlfahrtsstaates. Dessen Protagonist, der spätere Staatsvertragsverhandler und noch spätere Sonnenkönig Bruno Kreisky hat die Nazizeit im Exil in Schweden überlebt. Im Dreikronenland lernte er nicht nur Knäckebröd und Köttbullar kennen, sondern auch seine Frau Vera Fürth und die sozialdemokratischen Mitmusketiere Willy Brandt und Olof Palme. Schicksalhaft skandinavischen Ursprungs ist auch das nationale Identitätsutensil Österreichs. Die Brettln, die in Österreich die Welt bedeuten, kommen weder aus Tirol noch aus dem Ländle und auch nicht aus den Salzburger Gauen. Schi und Schifahren hat Österreich aus Norwegen importiert. (Nachdem reiche Briten in der Schweiz das Hangabfahren auf Telemarkbrettern als winterliche Belustigung etabliert hatten). Konsequenterweise hat sich die heimische Inkoporationsindustrie nach weiteren Scandinavica umgesehen. Sie wurde in Finnland fündig. Das dort seit der Steinzeit praktizierte Aufsuchen einer Schwitzhütte fand in den goldenen Siebzigerjahren den Weg nach Schnitzelland und wurde hier kulturell überformt und technisch adaptiert. Die Nacktheit (ein Identitätsmerkmal der weitgehend egalitären nordischen Gesellschaften) wurde in Maßen beibehalten und um die Modeirrtümer “Saunakittel” und “Saunierschlapfen” erweitert. Die finnischerseits fest mit dem Saunaerlebnis verbundene Peitschmassage mit Birkenzweigen hat hingegen keinen Weg in die österreichische Heissluft-Badekultur gefunden. Zwar gibt es auch in finnischen Saunas den schweisstreibenden Vorgang des Aufgusses, die Infusion von “Saunaöl” oder heimischen Hallihallo-Substanzen wie Wodka, Enzianschnaps oder Zirbenlikör in den Aufgusszuber aber wäre undenkbar. Gänzlich verpönt wäre bei den Erfindern des Saunierens das Verwedeln des Aufgussdampfes mit Handtüchern und Lendenschurzen. Diese Sitte, man sei dessen stets eingedenk, ist eine genuin russische.