Kindertaugliche Schimpfwörter

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‚ in Falter 31/2014
Liebe Frau Andrea,
da mein Töchterlein langsam der Sprache mächtig wird, stellt sich das Problem, welche Schimpfwörter ich aus ihrem Mund hören möchte. Babyworte wie Scheibenkleister finde ich blöder als das Original. Ich suche Alternativen zu „Scheiße/Fuck/Oasch“ (genereller Ärger), „Oaschloch/Voitrottl“(für Mitbürger). In meiner Verzweiflung bin ich schon zu Erbstücken aus meiner Kindheit wie „Kreizsakarament“, „Kruzinesa“ und „Kruzifuchzgal“abgedriftet, bin mir aber nicht sicher, ob das im katholischen Kindergarten jemand hören soll. Können Sie mir bitte weiterhelfen?
Vielen Dank und liebe Grüße,
Viktoria Scherrer, per Email.
Liebe Viktoria,
Schimpfwörter und Flüche, wollen sie die damit Bedachten treffgenau erreichen und triebabbauend für die Anwendenden wirken, müssen auf der Messerschneide des Tabubruchs tänzeln. Die angeführten Erbstücke eignen sich bestens für Fluchen in katholischer Umgebung. Ich würde da jetzt nichts lindern, eventuell sogar zu Schärferem raten. Dass Sie die Flüche noch aus Ihrer Kindheit erinnern, beweist ihre semantische Kraft. Auch in der Vergangenheit haben sich besorgte Eltern um den Liebreiz der Sprache ihrer Sprösslinge gesorgt. Die Allermeisten unserer Schimpfwörter haben diesen Filter erfolgreich passiert. Hier würde ich mich keinen Illusionen hingeben. Fördern sie vielmehr die Fluchkünste Ihres Töchterchens. Im Bergwerk junger Begabungen können goldene Neologismen geschürft werden! In aller Kürze hier dennoch einige Vokabelvorschläge für generellen Ärger und Ideen zum Thema Insult. “Bam Oida!” und “Potztausend” wollen wir als Brückenköpfe klassenbewusster, aber nichtklagbarer Ärgerrufe verstehen. Auch “Karamba!”, “Donnerwetter”, “zum Kuckuck” und “Ei der Daus!” können Dienste am Felde der Harmlosigkeit leisten. Dünner ist das Vokabelheft der Beleidigungen, die treffen sollen, gleichwohl aber schmerzlos bleiben. “Versteher” und “Versteherin” mit vorgesetztem Konfliktobjekt attestieren wir momentan Konjunktur auch in der Vorschulstufe. Im Sinne postmodernen Denkens schlügen sich auch Schmähungen auf Metaebene gut. Sowas wie “Bravkind” oder “Elternstolz”. Ein Klassiker für Kinder und Erwachsene jeden Alters ist das doch sehr verletzende “Du Österreicher!” Ungegendert.
www.comandantina.com dusl@falter.at Twitter: @Comandantina

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