Unbekannte Untergrund-Urgenz

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‚ in Falter 37/2013
Liebe Frau Andrea,
am Donaukanal vis a vis der Urania und vor dem Uniqa-Turm ist auf dem Asphalt riesig groß ‘U5’ zu lesen. Ist das ein Helicopter-Landeplatz oder der Hinweis auf eine neue U-Bahn-Linie? Wieso gibt es eigentlich die U5 nicht?
Viele Grüße, Ihr Daniel Schrenk,
Leopoldstadt, per Smalt
Lieber Daniel,
das von ihnen gesichtete Logo scheint sich in Positionierung und Leserichtung an Passanten des stromabwärts gelegenen Gehsteigs der Aspernbrücke zu richten. In schwarzem, wohnzimmergrossem Feld prangt in riesigen weissen, serifenlosen Lettern das Kürzel ‘U5’. Die auffällige, professionell anmutende Strassenbemalung auf der linken Uferpromenade des Donaukanals hat einen wesentlich kleineren, aber ident gestalteten Graffiti-Zwilling am Naschmarkt. Die dem Bureau der Comandantina zugängänglichen Informationskanäle versagen bei der Deutung des Graffitos. An eine (geheime) nautische Kennzeichnung für Donauschiffer könnte gedacht werden, wäre da nicht die ‘U5’-Bemalung am Naschmarkt. Dort pritschelt zwar auch ein Flüsschen, der Wienfluss, dieser ist aber überwölbt und in Unterirdischkeit verbannt. Zudem ist das Gerinne nur für Bade-Enten schiffbar. Bei Interventionen dieser Art ist immer an Kunst zu denken. Eine Propaganda-Initiative der Wiener Stadt-ÖVP, sie ist langjährige Proponentin einer U-Bahnlinie ‘U5’, fällt damit in den Bereich des Unwahrscheinlichen. Tatsächliche Planungen der Stadt Wien existieren, die Trasse einer zukünftigen ‘U5’ würde aber weder das eine noch das andere Graffito passieren. Eine Linie U5 würde von Dornbach über Hernals und Alserstrasse kommend bei der Station Rathaus der U2 begegnen, dort deren Route bis zum Karlsplatz benützen, zum neuen Hauptbahnhof schwenken um schliesslich ins Arsenal zu führen. (Die U2 würde dabei um- und teilweise neu gebaut werden, um vom Wienerberg kommend, eine Art unterirdischer 13A zu werden, und schliesslich auf ‘alter’ Strecke nach Aspern zu führen. An eine Realisation ist nicht vor 2020 zu rechnen, heisst es. Ältere, ursprüngliche Planungen einer Linie U5 wurden meist aus finanziellen Gründen zurückgestellt. Zu einer Ausführung kam es nicht. Als klar war, daß die Linie nicht in vollem Ausmaß realisierbar war, wurde umgeplant und Teile der Strecke von anderen U-Bahn-Linien aufgeschnupft. www.comandantina.com dusl@falter.at
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13. September 2013
Liebe Frau Andrea,
nachdem Sie sich schon öfters über Spuren der U5 in Wien gewundert haben, seien Sie hiermit gewürdigt, die WAHRHEIT darüber zu erfahren:
Die U5 existiert, aber sie ist nur für Zauberer. Sie kreuzt die U2 nicht beim Rathaus, sondern beim Schottentor, wo auch Sie vor und hinter der Station eine weitere Gleislinie wahrnehmen können, die in die Tiefe führt. Durch die massive Anwesenheit z.T. als Zeitungsverkäufer getarnter indischer Zauberer etc. am Schottentor ist es dem Österreichischen Ministerium für Magie leider immer noch nicht gelungen, den Kreuzungspunkt völlig muggelsicher zu machen.
Eine eigene Ubahnlinie nur für Zauberer ist deswegen nötig, weil sich die bekannte Mittel- und Osteuropäische Zauberschule Durmstrang in Wien befindet. Zwar studieren sehr viele Schüler aus Rumänien und Bulgarien bei uns und erhalten auf internationalen Turnieren regelmäßig große Auszeichnungen, jedoch wird Ihnen selbst in den (gelinde gesagt) nicht alles wahrheitsgemäß darstellenden Harry-Potter-Romanen aufgefallen sein, dass die meisten die Institution Durmstrang betreffenden Namen deutsch sind. Nach der politischen Öffnung beteiligte sich Durmstrang gemeinsam mit der Telekom und der Bank Austria am Wiederaufbau der Magie in Südosteuropa, wo die Zauberer besonders unter Ceauşescu und Schiwkow massiv verfolgt worden waren.
Da wir seit Jahrhunderten an vielversprechende Kinder aus Zaubererfamilien ganz Mittel- und Osteuropas Stipendien für Durmstrang vergeben, sind immer genug Zauberer in Wien, um eine Ubahnlinie alleine zu füllen. Die Stadt Wien trägt dieser Tatsache routiniert Rechnung. Die Muggeln irrational erscheinende Struktur von Wiener Gesetzen dient dabei als Grundlage für die magische Gesetzgebung, auf deren Lehre und Entwicklung Durmstrang einen Schwerpunkt legt.
Mit freundlichen Grüßen, 😉
Stephan Popp, 1020 Wien