Weder Wurst noch Fleisch?

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‚ in Falter 10/2012
Liebe Frau Andrea,
 
der Salzburger Fußballspieler Georg Teigl meinte nach einer Niederlage (0:1 gegen Mattersburg): „Das war weder Wurst noch Fleisch.“ Diese Aussage war offenbar metaphorisch gemeint, aber hätte er die Wurst nicht durch Fisch ersetzen müssen? Und was wollte er uns mit diesem Vergleich eigentlich mitteilen? Besten Dank für die Auskunft,
 
Wolfgang Federmair, Sattledt,
per Elektronachricht
Lieber Wolfgang,
Georg Teigl, gebürtiger Wiener, gelernter Gablitzer, Purkersorfer und Pöltener steht heute in Diensten von Limonadenmogul Dietrich „Didi“ Mateschitz’ für den FC Red Bull Salzburg auf dem Rasen. „Das war weder Wurst noch Fleisch”, wird der 21jährige nach der bitteren Heimpleite zitiert, nur mit Ballbesitz gewinne man kein Spiel. “Wir sind uns festgelaufen, das war eine Katastrophe. Mehr brauche ich gar nicht zu sagen. Wenn man Meister werden will, braucht man Kontinuität. Die haben wir einfach nicht, die haben wir in der Meisterschaft bisher nur phasenweise gebracht.“ Wie schon von Ihnen vorgeschlagen, lieber Wolfgang, wollen wir uns auf das Sprachbild am Anfang von Teigls Spielanalyse konzentrieren. Nach rhetorischen Gesichtspunkten handelt es sich bei Teigls Spruch um eine metonymisch-synkritische Katachrese mit solözistischer Tönung. Metonymisch (von griechisch meta, danach und onoma, Name) wegen der poetisch wirkenden Ersetzung eines Wortes durch einen verwandten oder suggestiven Ausdruck, hier Fisch durch Wurst; synkritisch (von griechisch synkrinein, verbinden) wegen des Vergleichs von Ausdrücken. Katachretisch (von griechisch kata, gegen und chresthai, gebrauchen) arbeitet Teigl hier, indem er eine Metapher gebraucht, die an sich inkompatible Bilder enthält, solözistisch (nach Soloi, einer griechischen Kolonie, wo besonders fehlerhaft Griechisch gesprochen wurde) ist das Bild, weil es sprachlich falsch ist. Sehr wahrscheinlich wollte Teigl das gängige Sprichwort von der Alternativenlosigkeit zwischen Fisch und Fleisch, also der Unbestimmbarkeit einer Sache bemühen. “Weder Wurst noch Fleisch” verweist auf katholische Fastentraditionen. Nicht zufällig befinden wir uns gerade im bußzeitlichen Quadragesimum ante pascha, dem vierzigtägigen Fasten vor Ostern. Den Gedanken an DADAimus ausschliessend dürfen wir am ehesten einen Freudschen Versprecher diagnostizieren. Es gilt der ewige Spruch Hans Krankls: “Wir müssen gewinnen, alles andere ist primär.”
www.comandantina.com dusl@falter.at

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