Zwischen Stein und Anstoss

Andrea Maria Dusl für Stefan Riedl (aka Triebl), anlässlich der Fertigstellung von dessen Grotten-Ausmalung im “Kaiserbründl in Wien”.

Notiz, gesprochen am 14. Oktober 2011:

Sehr geehrte Damen und Herren! Exzellenzen und Würdenträger in all den Ihnen zustehenden Titeln und Anreden! Liebe Freundinnen und Freunde! Erdgeister und Nymphen, Collegae!

Es ist mir eine grosse Irre.

Wir befinden uns an einem arkanen Ort, wir stehen in der Unterwelt. Die Zeit wird diesen Ort vor Ablauf der Tage verschliessen. Verharren wir in buntem Staunen darüber, was die Tiefe der Stadt aus dem Dunkel und der Feuchte des Erdenleibs geschält hat. Staunen wir, was der Mephisto in die Lücke des Fünf-Stern-Zackens einschrieb. Schreiben wir ein in unser Gedächtnis, was das künstliche Licht hier erhellt. Für kurze Zeit, für die Schuld des Augenblicks. Sehen wir das Blut der Purpurschlangen an den Leibern von Jachín und Boáz. Sehen wir den Pinsel des Parsen, er zeigt nach oben.

Oben, im Reich des Lichts und der Himmelsfinsternis geht die Welt zu Ende, das Gold verliert seine Würde, es rinnt durch die Scherben des zerbrochenen Krugs. Aber hier unten, bei den Geistern, die das Gold gebären, hier unten wird gesagt:

“Ein Ende hat gesetzt die Finsternis und alle Vernichtung, begrenzt durch den Stein von Dunkel und Todesschatten. Dieser Satz wird so erklärt: Das Ende der Finsternis ist das Endwesen der linken Seite, welches in der Welt und in den Höhen schweift und vor dem Allerheiligsten Anklage erhebt, wider die Welt. Dem entsprechen die Wirte. Und alle Vernichtung begrenzt, indem die Werke nicht auf das Guite, sondern immer nur darauf zielen, Vernachtung in der Welt zu wirken.

Das Wort Stein jedoch bezeichnet jenen Stein des Anstosses, darin die Sünder zu Fall kommen. Dies wird bestätigt durch die Worte: Ein Land der Ermüdung, gleichwie das Dunkel. Merket: Es gibt ein Reich des Lebens in den Höhen, dieses ist das Land, und es gibt ein unteres Reich, welches genannt ist “Dunkel und Todesschatten” – jenes Dunkel bezeichnend, welches aus dem Land der Ermüdung stammt und jenes Ende von der Seite der Finsternis, welches zugleich der Abschaum des Goldes ist…

Rabbica Cahon aber erklärte: „Das Wort Ende bezeichnet jenen Ort, wo das Gedächtnis nicht mehr ist. Denn dieses ist zugleich das Ende der linken Seite. Wieso? Weil geschrieben ist: Denn wenn du meiner bei mir gedenkst, so es dir gut ergehen wird. Es erschien also der Mundschenk dem gerechten Mann, der gerechten Frau, weil sie jene Worte sprachen. Und man vermeinte, in dem man den Traum betrachtete, dass es ein Traum des geistigen Gedächtnisses sei.“

„Darin wird geirrt, denn alles war vom Allerheiligsten allein gekommen, aus der Tiefe zwischen den Schenkeln des Zacken. Darum musste noch die Region des Vergessens gewahr werden, wie es heisst: “Nicht gedachte der Oberste der Mundschenken und vergass seiner”. Wozu noch die Worte: “und vergaß seiner?“ Es ist ein Hinweis auf jene Region, in der das Vergessen ist und diese eben ist das Ende der seite der Finsternis. Die “zwei Jahre” aber bezeichnen die Rückkehr in zwei Stufen, worin das Gedenken” eintritt.“

Erfahren zu Weissenberg am Inn, im Erdloch bei der Weihenburg, bevor sich der Schlund des Brunnens wieder verschloss und die Erinnerung mit sich nahm.

Danke, ich habe gesprochen.

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