Postum oder Posthum,?

Ladislaus-Postumus.jpgLiebe Frau Andrea,
auf Seite 30 des letzten Falter verwendet Sebastian Fasthuber in der Überschrift den Ausdruck „posthum“ zur Bezeichnung eines nach dem Tode stattgefundenen Ereignisses; vier Seiten weiter meint Karl-Markus Gauss, der gleiche Begriff würde sich „postum“ schreiben. Nachdem mir vor Jahren die Halskabel schwollen, als Sven Gächter im profil ungestraft „postum“ schrieb, kommen mir langsam die Zweifel, was nun richtig ist. Leitet sich das Wort von „post hum…“ für „nach dem Leben“ oder von „ad postum“ für „nachgeordnet“ ab. Oder haben die Schweizer ihre eigene Deutung des Lateinischen, die sie auch noch missionarisch zu verbreiten tendieren? Bitte um rechtschreiberische Aufklärung,
Barbara Peutz, Grafenwörth, NÖ
Liebe Barbara,
wie so oft ist die Wahrheit noch ein klitzekleines Altzchen komplexer. Trotz Sorge um das Anschwellen ihrer Halskabel möchte ich sie damit konfrontieren, dass beide Schreibweisen korrekt sind und auch beide das Gleiche meinen. Ich ersuche, die Kollegen Fasthuber, Gauss und Gächter, sowie alle beteiligten Redakteure und Korrektoren vom Vorwurf der Unrechtschreibung freizusprechen. Das Adjektiv postum, für ‘nachgelassen’, ‘nach dem Tode veröffentlicht oder ‘nach dem Ableben geehrt’ kommt aus dem Lateinischen. Postumus ist der Superlativ zu ‘posterus’ (nachfolgend) und kann küchenlateinisch mit ‘nachfolgendst’ übersetzt werden. Posthumus (englisch posthumous) ist eine gängige Nebenform des Eigenschaftsworts, es schliesst volksetymologisch an humus, das lateinische Wort für Erde, und humare, dasjenige für beerdigen an. Postum/posthum kennen Historiker und Genealogen auch als Namenszusatz für Sprösslinge, die innerhalb einer Neumonatefrist von der Witwe eines Verstorbenen zur Welt gebracht wurden. Ladislaus Postumus (englisch Ladislaus the Posthumous, tschechisch Ladislav Pohrobek) Herzog von Österreich, König von Böhmen und König von Ungarn gilt als solch ein Nachfolgenster. Der blonde Habsburgerspross wurde knapp vier Monate nach dem Tod seines Vaters Albrecht V. am 22. Februar 1440 in Komarno geboren. Sehr viel postumer, aber von anderen Eltern sollten in dem Donaustädtchen zwischen Ungarn und der Slowakei Franz Lehár und Theodor Körner das Licht der Welt erblicken. “Boboville”, der neue Dusl-Roman, bei Residenz erschienen.
www.comandantina.com dusl@falter.at
Für meine Kolumne ‚Fragen sie Frau Andrea‘ in Falter 51/2008

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