Liebe Fragende!
wie Ihr wisst, beschäftigt sich diese Kolumne wochein, wochaus mit der Beantwortung kniffliger Alltagsfragen, dem Lösen sprachlicher Rätselstellungen und der Enthüllung verborgenen Wissens. Frau Andrea’s Kolumne steht im Dienste der Aufklärung. Es gibt nichts, was nicht gefragt werden dürfte und fast nichts was nicht beantwortet werden könnte. Am Ende des Falter’schen Dienstjahres macht die Kolumne eine Ausnahme, sie wendet sich mit einem bunten Strauss an Bitten ans Salzamt. In den Büroräumen dieses Instituts finden sich gegen Ende jeden Jahres ein paar illustre Gestalten ein, die sich hauptberuflich mit dem Dezemberausklang beschäftigen: Eine goldbekleidete junge Dame mit engelsblondem Locken und Märchenkrone im Haar, ein weissbärtiger Pensionist im rotweissen Wams und ein eleganter, nach Penhaglions duftender Herr im anthrazitfarbenen Mass-Anzug, genagelten Budapestern und billigem Konfetti auf Schultern und Scheitel. Der Herr mit dem grossbürgerlichen Habitus befindet sich im Zustand der fortschreitenden Derangierung. Er trägt die Mine auf Halbmast, etwa so wie Harald Juhnke selig nach dem dritten Gin. Der illustre Herr ist Insidern und Auskennern als Jahresendperson bekannt. Die letzte Kolumne des Jahres richtet sich traditionell mit einer kleine Wunschliste an diese drei Herrschaften.
Liebes Christkind, lieber Herr Weihnachtsmann, sehr geehrte Jahresendperson, eingedenk unserer jahrzehntelangen Verbundenheit übermittle ich Euch meine Wunschliste für 2009. Ihr möget doch bitte Folgendes in Erfüllung gehen lassen:
1. Die Restauration der Solidarität. 2. Das Grundgehalt für Alle. 3. Postämter mit Warteschlangen, die von weniger als drei Personen gebildet werden. 4. Die Einführung von Delis, die Pastrami, Pellegrino und Sanbitter führen. 5. Tempo 28 km/h in Nebenfahrbahnen und Seitengassen. 6. Hundekackverbot in Wien. 7. Die Neugründung des ORF als öffentlich rechtlicher Sender. 8. Die Einführung von Saint Lumiére, eines internationalen Film-Feiertags. 9. Die Wiedereinführung von 13A-Doppelstockbussen. 10. Musikverbot in Gaststätten und Geschäften.
“Boboville”, der neue Dusl-Roman, bei Residenz erschienen.
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Für meine Kolumne ‚Fragen Sie Frau Andrea‘ in Falter 52/2008