Showtime ::: Sie waren nicht da.

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Wie angekündigt das Gedankenprotokoll meines Besuchs im Standard Chat.

Für das Kürzel „(…) „möge man sich eine Frage denken. Aus rechtlichen Gründen, derer Erörterung die Leichtfüssigkeit dieses Blogs erheblich behindern würde, muss ich die Erinnerung an meinen Besuch des Standard Chats vom 14.11.2007 ohne die Fragen der Standard-User (wie die teilweise annonymen Poster dort heissen) anstrengen. Meine Antworten indes kann ich fast wortwörtlich memorieren. Noch ist die Erinnerung rechtsfreier Raum. Nun denn bzw. oisdaun, wie man in Wien sagt.

AMD: Liebe Chatterinnen und Chatter – sorry das ich zu spät bin, dafür bin ich jetzt wirklich da. Ich bin noch ganz außer Atem.
(…)
Der Eindruck täuscht.
(…)
Ich bin selbst nur so wahnsinnig neugierig. Die Recherchewut ist nur ein Nebenprodukt. Außerdem recherchieren im Falter alle, als wären sie nicht ganz bei Trost.
(…)
Zur zweiten Frage: Solange ich Fragen bekomme, die Leser beantwortet wissen möchten, scheint meine Kolumne zumindest nicht ganz sinnlos zu sein. Die meisten Fragesteller beginnen Ihr Mail mit der Einleitung „bei Google wurde ich nicht fündig“.
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Wieviele Stunden meine Arbeitswoche hat? Zu viele!
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Ob am Freitag in Steyr Schnee liegen wird.
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Weil ich am Freitag in Steyr aus meinem Buch lese und mein Wagen keine Winterreifen hat.
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Meine Wohnung ist voll guter alter Bücher. Das Internet ist stellenweise recht zuverlässig. Mit der Zeit habe ich gelernt, Informationen und ihre Glaubwürdigkeit recht gut einschätzen zu können.
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Ein „Diätmenü“ habe ich in einenhalb Jahrzehnten Salzgries weder gegessen noch bestellt. Sie scheinen darüber mehr zu wissen. Also was ist ein Diätmenü, raus mit der Sprache!
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„Ein ungefülltes Nichts ohne Beilage auf keinem Teller“ ? Das kommt mir bekannt vor. Eine Kreation von Perr Heter, dem legendären Salzgrieskellner.
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Bo ist bourgeois und das andere bo ist bohemien. Ein Fachausdruck eines amerikanischen Kolumnisten, der damit Leute wie uns begriffstechnisch festnageln wollte.
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Ich habe keine Winterreifen, weil mein Geldscheisser in Reparatur ist.
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Absolut. Ich habe Versuche zu diesem Thema schon angestellt. Mit Hilfe eines Lochs in der Eiskastentüre. Ergebnis: Das Licht geht nicht immer aus. Warum ich das erforscht habe? Weil ich lang Zeit lauwarme Butter im Eiskasten hatte, neben richtig kühlen Dingen. Die Butter stand immer neben dem Licht. Weil das nicht ausging, hat es die Butter schön warm gehalten. 3 Monate habe ich an diesem Rätsel gekiefelt: Warum die Butter im Eiskasten wärmer wird, statt kühler. Weil sie neben dem Licht stand, dessen Unterbrecher von Butterresten verstopft war.
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Knillehult ist der Bauernhof von meinem Bruder und mir. Ein schwedischer Ausdruck.
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Die Vorlagen für meine Zeichnungen kommen aus den abenteuerlichsten Quellen. Meine Zeichnungen sind aus dutzenden abenteuerlicher Schnitzel zusammengesetzt. Da gibt es keine Regel, außer eine: Es muss alles so aussehen, wie ich es mir ausgedacht habe, bevor ich auf Schnitzelsuche gegangen bin. Ein Fluch!
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Wieso ich auf dem Bild zum Chat mit Digitalkamera zu sehen bin? Weil ich immer zurück schieße.
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Kann ich nicht beantworten. Eigentlich ist jede neue Frage super.
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Gegenfrage zur Gesamtschulprognose: Wird es in 10 Jahren Willi Molterer, Wolfgang Schüssel und Gio Hahn geben?
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Dusl ist Masl ist Schwein ist Glück? Was für mich Pech ist? (Außer mit Sommerreifen hängen zu bleiben?
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Bessere Witze bitte!
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Ja. Ich arbeite gerade an der Vorbereitung meines nächsten Filmes. Ein Thriller, in dem es um die Entführung eines ICE-Speisewagens geht. Ulrich Seidl wird ihn produzieren.
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Stimmt, vor Jahren habe ich mal ironisch gemeint, jemand solle Gusenbauer „Pfeffer in den Arsch“ streuen. Da war er noch nicht Kanzler. Jetzt ist ers. Obs am Pfeffer liegt und wer gestreut hat? Gusi hat ganz von selbst Fahrt aufgenommen.
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Wer den ICE entführt? Anna, eine durchgeknallte Physiklehrerin.
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Ausdenkerin. Oft lüge ich und sage soetwas wie: „Ich bin in der LHLB tätig“.
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Lügen- und Halblügen-Branche.
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Sie hoffen zu Recht. Das Catering im ICE-Bord-Restaurant ist reichhaltig, aber die Stimmung ist bombig.
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Semtex.
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Ich sagte „reichhaltig“, nicht „ordentlich“.
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Fußball-Europameister? Deutschland.
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„Was ist Österreich?“ kann nicht beantwortet werden. Eher schon „Wo ist Österreich?“.
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Der Ösi-Blog der Zeit. Hmm. Sie waren also der Leser!
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Hier das Argument: Aus Seite 111 wird das Rätsel enthüllt, warum der Standard auf standardfarbigen Papier gedruckt wird.
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Herr Sporrer wohnt doch Usbekistan! Wir sehen uns nicht so oft. Oder war es Tadschikistan?
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Ich blogge nur, weil das Internet ein gutes Archiv ist. Mittlerweile wirft das Blog soviel Kohle ab, dass mein Matrose und ich prima davon leben können. Synergien interessieren mich nicht.
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Ob ich das Bild auf die homepage stelle? Klaro. Hier:
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Was hat Eitelkeit mit Distanz zu tun?
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Ob ich immer noch Queen-Fan bin wie damals Im Wasa-Gymnasium? Yep und nicht-yep. Obwohl: Diese alten Sachen von damals sind eigentlich ganz gut gealtert.
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Am Karlsplatz. Da ist Österreich.
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Schwierig zu sagen. Bei Ikea gibt es manchmal richtig gute Küchensachen.


Dann waren wir am Ende. Die Moderatorin bedankte sich bei mir fürs Kommen und bei den UserInnen fürs Mitmachen mit einem einfach gerufenen: „Bis bald!“ Auch ich rief. „Vielen Dank!“ rief ich, „der lieben Moderatorin, der lieben Übersetzerin und Euch Unbekannten!“
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Ganz zu Ende war die Chausse damit nicht. Denn „ganz zu Ende“ gibt es in einem öffentlichen Ventilsystem wie dem Online-Standard nicht. „Ganz zu Ende“ hiesse, die Poster und die sprachliche Wucht ihrer anonymen Erörterungen zu unterschätzen. Es ging also weiter:

Standard-Poster „leib yggdrasilovic“ fand um 19:40 zu diesen harten Minuskeln:
„o gott ! lauter speichelleckerische fragen, als hätte man die chatter im vorhinein nach ihrer weltanschauung zernsuriert. warum stellt niemand dieser frau kritische fragen, etwa, warum sie sich gerne als comandantina bezeichnet wie die kubanischen revolutionäre, die ein totalitäres regime mit gefängnissen installiert haben, in denen dissidenten, aber auch bekennende homosexuelle mißhandelt werden ? insgesamt: ein widerlich angepaßter, politisch überkorrekter chat von links mit links.“

Das liess Standard-Poster „Brillantin brutal“ zwei Minuten später nicht unbeantwortet:

„Abgesehen davon scheine ich der einzige zu sein, der ihre Karrikaturen einfallslos und schlecht umgesetzt findet. Das ist aber Geschmackssache.“
Eine Nacht lang dachte „Degeneration Bumerang“ nach, bevor er Poster „leib yggdrasilovic“ um halbacht Uhr morgens Beton gab: „Erst den Chat verpennen und dann nörgeln, das haben wir gern! Hätten Sie halt ein paar erleuchtende Welteschensamen herabregnen lassen auf die linke Kuschelbobobagage, aber nein, Sie waren nicht da.“

Ein Gedanke zu „Showtime ::: Sie waren nicht da.“

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