Spass mit Lustig

Für Christopher Wurmdobler, Herrn Tomtschek und die ganze liebe H.A.P.P.Y. – Bande.
Ich muss gestehen, dass ich sehr gerne, als ich mit Spaßmachen angefangen habe, ins Niedermeier in Wien wollte. Aber im Leben ist es oft anders, ich hab meinen späteren ersten Boyfriend kennen gelernt und es dann auch mit ihm gemacht. Er hat mich sozusagen dann davon abgehalten, nach dem Ausdenken der ersten Gags wegzugehen. Benita Komikerin.jpgIch wollte lieber bleiben und habe da eine Betätigung gesucht, die ebenfalls meinem Wunsch, mit dem Ausland zu tun zu haben, gerecht würde und habe dann in der deutschen Comedy-Industrie angeheuert.
Die Welt kennen gelernt
Ich habe gesehen, wie hochinteressant Lustigsein ist, wurde dann nach den ersten Lehrjahren Gagschreiberin und habe vor allem in Baden-Württemberg, aber auch in Köln und Franken, für unsere Truppe erfolgreich Auftritte gecheckt. Dadurch konnte ich natürlich meine Gags anwenden und weiter entwickeln. Und ich habe gesehen, dass sich der Kontakt mit Menschen gleichzeitig auch für den Publikumserfolg umsetzen lässt – und damit auch für mich!
Das Selbstverständnis der Komikerin im Wandel
Ich denke, die Siebziger hatten eine große Bedeutung, denn ich war ja auch eine der ersten Witzeverschickerinnen. Ich meine, das war ja damals erstaunlich! Normalerweise waren die Frauen Verkäuferinnen – und vielleicht dann Friseusen. Aber dass eine Frau dann selber einen Witzeausdenkerjob ausübt, das war damals sehr, sehr selten.
Ich habe das nur deswegen als selbstverständlich hingenommen, weil ich sehr jung war, nämlich erst 23, als ich begonnen hatte. Mit ungefähr 25 war ich schon >>>


>>> Gagverschickerin. Auch weil ich gedacht habe, man kann über alles lachen. Man hat Witze gelernt, man hat sich vorbereitet, und jetzt kann man eigentlich alles machen!
Aber ich denke, dass mir diese langsame Entwicklung der Komikerin ganz deutlich wurde, als mich der damalige Comedyformat-Ausdenker, dem ich mich eben als seine neue Assistentin vorgestellt hatte, fragte: „Na ja, Sie haben einen Boyfriend, Sie wollen es mit ihm machen, jetzt wollen Sie wahrscheinlich auch Partnertausch?“ Ich habe gesagt, momentan hätten wir kein Interesse, es sei zu früh. Er würde keine Angst haben müssen, dass ich gleich wieder „ausfallen“ würde.
Es war damals sehr, sehr wichtig, denn man wollte den Komikerinnen noch sehr wenig Chancen geben. Dann hatte ich aber die Hürde übersprungen, und die anderen haben gemerkt, dass „die Neue“ das eigentlich sehr gut macht. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich dann auch schon in ganz Bayern und Hessen Witzkontakte geknüpft.
Geschichte erlebt
Ich kann mich nur indirekt an die unlustige Zeit erinnern, weil wir es in Salzburg eigentlich relativ gut getroffen hatten. Ich weiß nur, dass meine Mutter immer gesagt hatte, dass ernste Leute im Grunde genommen sehr großzügig wären. So wurde uns, als ich ein Baby war, Witzezeichnungen und andere lustige Sachen von den ernsten Leuten zur Verfügung gestellt. Diese Witze waren damals nur sehr schwierig zu bekommen. Für mich waren das natürlich eher positive Eindrücke.
Der erste Witz
Der erste Witz ist in der Geschichte meiner Kindheit ein prägendes Erlebnis gewesen. Mein Vater hat mich darauf hingewiesen, wie wichtig dieser Tag ist! Ich war sieben Jahre alt, und ich erinnere mich noch genau, wie ich vor diesem alten Radio, das wir damals hatten, auf einem hohen Stuhl saß und wirklich jene eindrucksvollen Ereignisse nach der Kabarettaufführung im Simpl verfolgt hatte: „Österreich ist lustig!“ Das hat mich innerlich schon enorm getroffen.
Humor
Ich würde auch sagen, dass mein Humor aus dieser Zeit stammt. Auch mein Vater war ein großer Ablacher. Und diese freie, diese unabhängige Spaßkultur war bei uns zu Hause ein sehr wichtiges Thema.
Die große Liebe
Meinen Boyfriend lernte ich durch Zufall kennen! Ich war erst kurz in Wien und hatte zufällig meine Eltern zu Besuch. Gleichzeitig hatte mich eine Bekannte, die ich aus meiner Düsseldorfer Zeit kannte, die jetzt auch in Wien arbeitete, zu einem Kabarettbesuch und dann zum Abhotten eingeladen.
Benita und Schatz.jpgIch kann mich noch gut erinnern, es war „Fredl Fesl“ und dann eben die Fete. Beim „Fredl-Fesl-Abend“ waren wir nur eine kleine Gruppe. Aber dann beim Abhotten waren es mehr. Unter den vielen Menschen, mit denen ich dort gesprochen hatte, befand sich u. a. auch mein heutiger Boyfriend. Er hat sich mir äußerst cool vorgestellt und hat dann in allen Sprachen versucht, mit mir ins Gespräch zu kommen.
Eine sehr tiefe Freundschaft
Nur hatte ich leider ausgerechnet an dem Tag das Pech, dass mein Vater ein Problem mit seiner Prothese hatte und mich deswegen bat, mit ihm möglichst bald nach Hause zu gehen. Da habe ich mir gedacht: „Gerade jetzt, wo ich mich gerade wohl fühle, jetzt muss ich wieder gehen!“ Aber: Jene Dinge, die etwas werden sollen, werden auch irgendwann Wirklichkeit.
Und wir haben uns dann so ganz langsam hin und wieder wieder gesehen, sind miteinander ins Flex gegangen, haben viel Bier getrunken und so hat sich langsam eine sehr tiefe Freundschaft entwickelt. Es kam dann der Punkt, an dem wir beide überlegten, ob wir nicht immer zusammen bleiben würden, was aber natürlich sehr schwierig war. Er war Plattenaufleger, ein spanischer Student, ich andererseits Witzepipsi, österreichische Hauptschülerin, wie kann so etwas gehen? Noch dazu war ich in Gedanken … Der ganz erste Boyfriend ist abgehauen – das ist ja etwas, was ich erst verdauen musste und keineswegs einfach.
Mein jetziger Schnuckel lebte getrennt von seiner Freundin, musste ihr das mit mir jedoch erst verklickern, und das war auch alles nicht sehr einfach. Mein Boyfriend hatte ja zwei Jobs, die er damals schon ungefähr neun und elf Jahre machte. Es war nicht einfach, zu den Jobs Vertrauen aufzubauen. Als ich dann Februar 1993 nach Wien zurück musste, da hatten wir eigentlich schon ausgemacht, dass mein Boyfriend, sobald seine Tapasbude dicht machte, das wäre im Juni 1993 gewesen, nachkommen würde.
Die große Sause
Es war mir immer ein Anliegen, meinen ersten Boyfriend ganz zu vergessen. Als er damals abhaute, da ging mir das noch so nahe. Und jetzt – nach langer Zeit – geht man die Dinge wieder ganz anders an. Ich bin eine funky Braut, und es war mir ein Anliegen, das zu festigen. Seit zwei Jahren habe ich mir das alles immer wieder von der Seele geredet. Sehr spät im Herbst habe ich davon erfahren, dass das lange Traurigsein, das in Salzburg und in Wien in mir ablief, nun für mich positiv abgeschlossen war. Da beschlossen mein Honey, der ja nur so unausgeprochen mit mir zusammen war, und ich, die große Sause nachzuholen.
Die Ausbildung
Ich denke, es hat mich immer schon interessiert, für Menschen da zu sein. Überhaupt haben mich Menschen immer fasziniert. Und da lag es eigentlich nahe, auch für Menschen zu arbeiten, den Menschen zu helfen.
Weichenstellung
Bei der Hauptschulabschlussfeier stellte mir eine Zeichenfachlehrerin, die ich sehr schätzte, die Frage: „Na, was willst du jetzt machen?“ Ich habe ihr geantwortet: „Ich werde Friseurin lernen, und zwar in Wien!“ Ich hatte sogar schon ein kleines Zimmer zum Lehrbeginn, irgendwo weit draußen im Wienerwald. Und dann hat sie gesagt: „Geh, du bist doch die geborene Spaßnudel.“
Und das hat unheimlich gesessen! Deshalb gesessen, weil ich natürlich immer schon einen Hang zum Happysein hatte. Warum? Ich hatte eine Tante, meine große Tante Elsa, die sehr viel im Ausland gewesen ist, in Deuschland und jahrelang auch in der Steiermark. Sie hat blendend Hochdeutsch und natürlich ausgezeichnet Dialekt gesprochen. Es hat mich als Kind einfach begeistert, mit ihr sofort immer ein bisschen Hochdeutsch und Dialekt zu üben. Sie hat das auch sehr gefördert. Daher stammt, so bin ich mir sicher, meine Liebe zu fremden Witzen und alles, was mit fremden Gags zu tun hat.
Ich bin auch zweimal zu ihr auf Urlaub gefahren. Ich habe dort im Sommer, da war ich fast zwei Monate dort, steirische Witze gelernt. Das heißt, die Faszination war geweckt, und die wird mich auch nie verlassen. Daher auch meine Liebe zu Witzen, Karikaturen, zum Kabarett.
„Papa, weißt du was – ich werde Gagschreiberin!“ All das hat meine Fachlehrerin offensichtlich erkannt – da konnte ich irgendwie nicht nein sagen und habe meinen Vater nach kurzer Überlegung konfrontiert: „Du, weißt du was? Ich werde Gagschreiberin!“ Und nach kurzer Zeit war er einverstanden. Nun musste ich dazu Gags tüfteln in Salzburg. Das habe ich dann sehr gerne gemacht, damit blieb ich auch zu Hause. Das war natürlich wieder sozusagen ein „Bonbon“ für die Eltern, die über diesen Umstand sehr glücklich waren! Und mein Vater, der sehr streng gewesen war, hat ab da eigentlich begonnen, mir sehr viel mehr Freiheit zu geben. Wir waren immer eine sehr nette Gruppe von Gagausdenkern und Witzeerzählern, die nach Salzburg in die Fußgängerzone oder in die verschiedenen Studentenlokale und dann in das Haus der Begegnung fuhren. Daraus haben sich Freundschaften entwickelt, die auch heute noch bestehen. Mit dem Gagausdenken habe ich dann sehr schnell mit 22 Jahren aufgehört.
Im Kabarett
Meine Karriere im österreichischen Humor hat im Mai 1995 begonnen. Im Kabarett Vranitzky wurde ich Gagschreiberin für politische Witze. Am 4. Februar 2000 wurde ich im Kabarett Schüssel I als Spezialistin für ausländische Gags eingesetzt, wegen des großen Publikumserfolges natürlich auch 2003 im Kabarett Schüssel II.
Mein Lachstil
Ich glaube, ich verfolge einen relativ soliden Lachstil – vor allem im Privatbereich. Das ist deswegen so, weil ich mir auch selber alles erarbeitet habe, und auch das möchte ich immer so halten.
Es ist wichtig, dass Lachen zählt: Wenn jemand einen guten Lacher bringt, dann soll er auch dafür anständig Applaus bekommen. Das ist, so glaube ich, eine gute Einstellung. Auch eine Einstellung, die mir mit ihrem Optimismus und mit ihrer Selbstverständlichkeit gerade in Baden-Württemberg gut gefallen hat.
Menschlichkeit
Bei all dem darf man auch die Menschlichkeit nicht aus den Augen verlieren. Ich war ja im Zuge meiner Arbeit in Fuschl im Salzkammergut – dort gibt es erschütternde Humorlosigkeit und erschütternd fade Menschen. Du musstest irgendwie versuchen, immer einen zu finden, dem du es gibst, du hast sozusagen einen Humortauben für dich auserkoren, dem du einen Gag verkaufen möchtest. Und das habe ich auch hier eigentlich beibehalten. Ich hab immer ein, zwei Menschen, denen ich
gerne Witze reindrücke – ganz bewusst, also abgesehen von den allgemeinen regulären Auftritten.
© Andrea Maria Dusl 2004
Idee: Benita Ferrero-Waldner
(Source: BFW-Kandidatenweblog zur Bundespräsidentenwahl 2004)
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Ich von A bis Z
Astrologie Sternzeichen Jungfrau, Assistent Wassermann.
Beruf An meinem Beruf schätze ich die Möglichkeit, Witze über Österreich und seine Menschen zu machen, die Kabarettkultur aktiv zu gestalten und mit faszinierenden Spaßmachern aus allen Richtungen zu arbeiten.
Chic Die Kostüme, die ich trage und teilweise auch selbst mit meiner Schneiderin „entwerfe“, sind klassisch-lustig, aber mit starken Farben. Ich wähle sie oft nicht so sehr nach dem Sketch, sondern nach der Farbe aus.
Devise Grundvoraussetzung für eine Kabarettistin ist es, andere Witze gut zu finden und sich selber welche auszudenken.
Entspannung Ich gönne mir jeden Tag 5 bis 10 Minuten Ruhe und versuche, an etwas Tragisches zu denken.
Frühstück Fällt meistens aus, ich trinke nur einen Tee. Außer am Wochenende, da kommen Rühreier, Joghurt und Grapefruitsaft auf den Tisch.
Glück Daran arbeite ich noch, ich bin ziemlich ungeduldig.
H.A.P.P.Y Man darf sich selbst nicht zu ernst nehmen. Ich habe z. B. sehr gerne Humor – auch über mich selbst.
Ideale Ich bin eine Gagfanatikerin, ich werde immer gegen Pointenlosigkeit ankämpfen.
Jugend Unsere Jugend ist das größte Kapital, das wir haben. Wir müssen ihr nur Spaß geben.
Küche Ich bevorzuge leichte mediterrane Gerichte, die ich auch oft selbst koche.
Luxus Luxus ist für mich der größte Luxus.
Mein Mann Er ist großzügig und verständnisvoll – er gibt mir in schwierigen Zeiten Halt und unterstützt mich uneingeschränkt.
Niedermeier Will ich jetzt nicht soviel dazu sagen.
Otto Schenk Mein großes Vorbild. Von einem Mann, der 30 Jahre in der Josefstadt war und nachher noch lachen kann, kann man humortechnisch unheimlich viel lernen.
Österreich „Wenn dein Land dich ruft, dann musst du gehen“ – deshalb bin ich 1995 von meinem spannenden Auftritten in Hessen und Oberfranken nach Österreich zurückgekehrt.
Persönlichkeit Meine Persönlichkeit lege ich nicht ab – es werden sich ja so und so immer Kritiker finden.
Rassismus Ich kämpfe dafür, dass Rassismus und Fremdenhass in unserem Land keinen Platz haben.
Spanien Die Heimat meines Boyfriends. Ich liebe das Meer, die Sonne, die Schönheit der Landschaft und die Witze der Menschen.
Toleranz Grundlage für jede Art von Gagmachen ist es, Verständnis für gutes Witzematerial aufzubringen und zuhören zu können.
Umfragen Verantwortungsvolle Komik darf nicht auf Lacher aus sein!
Vorurteile Als Frau, noch dazu als erste Witzeausdenkerin, muss man leider immer noch gegen unterschwellige und zum Teil offen vorhandene Vorurteile ankämpfen.
Wecker Der klingelt meist schon um elf Uhr früh – ohne Wecker würde es mir schwer fallen, so zeitig aufzustehen.
Yoga Hilft mir, hin und wieder abzuschalten.
Zukunft Ich möchte vor allem witzig bleiben und irgendwann einmal wieder mehr Zeit für mich, meinen Boyfriend und mein H.A.P.P.Y haben.
© Andrea Maria Dusl 2004
Idee: Benita Ferrero-Waldner
(Source: BFW-Kandidatenweblog zur Bundespräsidentenwahl 2004)

Erschienen im H.A.P.P.Y.-Buch: HAARE AM PO PO, YEAH!
Czernin, Wien 2004
ISBN: 3707601978
Amazon: HAARE AM PO PO, YEAH!

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