Gleise und Züge, Sicherheit und Fernweh

„Sie wollen ab ins Blaue. In netter Begleitung. Doch vor lauter Lkws sehen sie bald nur rot“, so der Text des Plakats. Rot sahen da die Vertreterinnen der Mehrheitsbevölkerung. Denn die drei Grazien, die schmollmündig für das Fahren mit der Bahn werben, tun das unter dem Titel „Heisse Fracht“. Tja, auch Frauen seien Fracht, meinten die Verantwortlichen mit blauäugigem Zwinkern, und ausserdem sei das Sujet nur Teil einer wohlproportionierten Kampagne. 24 Seiten ist der News eingeheftete Folder stark. Eingeheftet, nicht beigelegt. Unausschüttelbar eingenewst. Ein Eigenlobhudelheft im Eigenlobhudelheft. Über Gleise und Züge, Sicherheit und Fernweh. Und wer die Menschen hinter den Schlagworten sind, erfahren wir auch: „Unser Mann bei der Bahn“ steht über elf Steckbriefen, die sich als Sympathiehascher durchs Heft winden. Von Erfolg sprechen sie, von Verantwortung und erfüllten Träumen. Doch halt, ist da nicht auch „Unsere Frau bei der Bahn“ dabei? „Nicht selten erzählen mir die Männer ihre Lebensgeschichte“, bekennt die Zugbegleiterin unter dem Motto „Das Beste aus dem Leben machen“.
© Andrea Maria Dusl
„Falter“ 46/98 vom 11.11.1998 Seite 20

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert