Ujegerl

Falter 46/98, 11.11.1998.

Kein Wunder, daß Fortalezza-Bursche Emil Bobi den flüchtigen Bankier Rieger nicht aufspüren konnte. Dafür sorgte schon die groteske Reiseroute des Milliardenverschwindlers. Wien-Tarvis-Nizza. Absurd. Moderne Gangster hätten Wien-Schwechat-Fortalezza gewählt. Oder Wien-Moskau-Sotschi. Sotschi wäre überhaupt ideal gewesen. Zum einen ist es dort genauso warm wie in Nizza, wenn auch nicht so overcrowded, zum anderen lassen sich die Handynetzbetreiber nicht so mirnixdirnix in die Unterlagen schauen wie die schengenhörigen Franzosen. Und schließlich und drittens hätte sich Wolfgang Rieger dort super bei Boris Jelzin (dem momentan eh ständig fad ist) einweimperln können.

Boris Jelzin, ich erinnere gern, ist der Typ, der die Sowjetunion, pardon, die Russische Föderation nach etwa den Spielregeln führt, die auch Wolfi Rieger zur Maxime seiner Unternehmensleitung erkoren hatte. Die beiden hätten sich prächtig verstanden. Und was wäre das erst für eine Geschichte geworden für Karl Wendl, mit Rieger und Jelzin auf der Präsidenten-Terrasse zu sitzen, Vodka-Tee-Cola zu schlürfen und bei einer sanften Schwarzmeerbrise beide zur Rückfahrt zu überreden? Das wären News gewesen. Da hätte der Wolfi geschaut. Spicy wär das g’wes’n.

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