Ich habe fertig

Es klingt so einfach: „Ich habe fertig“, aber es ist ein schmerzhaftes Ringen um Klarheit, ein Kampf, gegen die eigene Unterdurchschnittlichkeit, die Dämonen des Versagens. Behände lauern sie, wo ich sie nicht brauchen kann, in mir selbst. Ach, es ist nie lustig, es ist ein Ringen. Und nachher bin ich kaput. Im Kopf und im Körper. Die Hände schmerzen, das Hirn trieft. Schauer! Und immer fange ich bei Null an, schiebe den Sisyphosstein hoch und rutsche ab. Es ist ein dauerndes Rutschen. Wenn der Berg abgearbeitet ist unter den Bemühungen, brennt der Kopf und schreit nach Ruhe und Linderung.

„Ich weiß nicht“ ist die böse Schwester von „ich weiß“.

„Ich weiß nicht, wie ich mich damals verhalten hätte“ heißt: ich weiß, wie ich mich damals verhalten hätte. Wer sich indes sicher ist, also sagt: „Ich weiß, wie ich mich damals verhalten hätte“, meint er/sie wäre dagegen gewesen, gegen Hitlerei, Nazieuphorie, Antisemitismus. Die Sprache enthüllt auch das Ungesagte.

 

Freiheit und Nation

Kaum gibt es wo Tote und Verderben, wird die Fahne gehisst. „Keine Österreicher unter den Toten“ (andere Länder praktizieren es gleichermassen mit ihren „Nationalangehörigen“). Frage: Sind belgische/nichtösterreichische Tote weniger schlimm? Definiert sich eine Gesellschaft über ihre Nationalität? Gibt es Klassen bei den Toten? Die Antwort existiert. Und sie widert mich an. Die Toten von Heute sind Angehörige der Freiheit. Dieser Nation sollten wir alle angehören.

Kontingenz und Satire, Tragödie und Farce

Beim Hören von Cerha betritt mich diese Erkenntnis: Auch in der Kunst ereignet sich alles zweimal. In der Avantgarde (oder was diese Funktion wahrnimmt) kontingent, im Mainstream satirisch. Hermetisch lässt sich dazu jenes (bei Hegel gefundene) Diktum von Marx gesellen, demnach geschichtlicher Ereignisse und Personenkonstellationen das eine Mal als Tragödie, das andere als Farce stattfänden.

Andrea Maria Dusl, 17.2.2016

Irmgard Griss und die drei Gewalten

Nochmal in Erinnerung gerufen. Das sehr vernünftige, demokratiekonstituierende Prinzip der Gewaltenteilung. Welche sind die Gewalten? Nachhilfe ist österreichweit angebracht. Die drei Gewalten sind: Legislative, Judikative und Exekutive. Und Gefahr lauert, wenn eine in die andere wechselt, oder zwei sich verbünden. Wenn also eine unabhängige Höchstrichterin Urteile spricht, zu denen es kein Gericht gibt. Wenn Akten vernichtet werden, um sie der Einsicht und Kontrolle durch andere Gewalt zu entziehen. Richter in der Exekutive sind fehl am Platz. Wächst die Frage, welche Gewalt der Bundepräsident repräsentiert: Die Exkekutive, die Legislative, die Judikative? Eine vierte Gewalt? Eine vierte Gewalt gibt es nicht. Und auf die allfällige Antwort dazu: Nein, die Presse darf keine Gewalt sein. Sie ist in der freien Meinungsäusserung begründet. Und im Recht auf die freie Rede. Von diesen Teilungen der Gewalt hat Frau Dr. Griss nicht den Anflug einer Ahnung. Zumindest deutet nichts in ihren Taten oder Aussagen darauf hin.