Dietmar Steiner, Laudatio

Dietmar Steiner, von 1993 bis 2016 Direktor des Architekturzentrums Wien, österreichischer Architekturpublizist, Architekturhistoriker und Architekturkritiker ist am 15. Mai 2020 verstorben.

Anlässlich der Verleihung des Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien am 6. Dezember 2017 hielt ich im Wiener Rathaus eine Laudatio auf Dietmar Steiner. „Zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik und Kultur waren gekommen, um bei der Feierstunde dabei zu sein“,  berichtete die Rathuaskorrepondenz, „allen voran Bürgermeister Michael Häupl, Vzbgm. Maria Vassilakou, StR Michael Ludwig, EU-Abg. A. D. Hannes Swoboda, Christian Oxonitsch, Heide Schmidt, Rektor Gerald Bast, Angelika Fitz, Direktorin Az W, Fritz Achleitner, Walter Gröbchen uvm.“


Laudatio auf Dietmar Steiner

Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien
Andrea Maria Dusl, 6. 12. 2017

Magnifizenzen und Exzellenzen,
Brüder und Schwestern,
Damen und Herren,
Freundinnen und Freunde!
Lieber Dietmar!

Welches wäre der ideale Ort, jemanden kennenzulernen, der alles über das Ideal weiß, und alles über Orte? Wo und wie würde man sprechen über das Unaussprechliche, über sich selbst? Diese Fragen spiegelten sich in uns, als wir einander trafen, um über Dietmar Steiner zu sprechen. Dietmar Steiner und ich.

Im Versuch den idealen Ort zu bestimmen, trafen wir einander also in einem Hotel. Kein Ort wäre und war idealer als der unideale Unort. Das Hotel. Dietmar Steiner kam aus seiner Wohnung angereist, ich aus meiner. Nicht das Kaffeehaus war unser Treffpunkt, obwohl es Wien war, wo wir uns trafen, nicht sein Büro, nicht mein Atelier. Ein Hotel. Am Fluss. Das Intercont. Das mit dem Luster. Das mit der Legendenbar. Die Absteige für Präsidenten. Der Riegel in der weltkulturerblichen Blickachse.

Im Niemandsland der Hotellobby des Intercont trafen einander Steiner und ich, weil es ein Niemandsland braucht, um alles zu besprechen.

Die Aufgabe war nicht leicht. Die Aufgabe war schwer. Ja unlösbar. Und weil sie schwer war und unlösbar, geriet sie leicht und wurde lösbar. Die Aufgabe war ein Film über Dietmar Steiner. Wir haben einen Film gemacht, Dietmar Steiner und ich, einen Film über Dietmar Steiner. Wer je einen Film gemacht hat, kennt das Dilemma: Man kann nur Filme über sich selbst machen. Also musste ich zu Dietmar Steiner werden. Das sollte gelingen. Aber konnte es gelingen?

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Hoch der Erste Mai!

Heute ist Erster Mai. Wegen Corona, diesem elendigen Vollschoitlvirus marschiere also nicht mit der Bezirksorganisation Alsergrund zum Wiener Rathaus. Niemand marschiert. Der 1. Mai findet an den Fenstern und in den Herzen statt.

💕 ❤️ Hoch der Erste Mai! Hoch die Internationale Solidarität! ❤️💕

DNA Test

Ich habe in den US of A eine DNA-Analyse von mir machen lassen (don’t try this at home!) und nach der bin ich zu 44% Hunter-Gatherer, zu 43% Farmer und zu 14% Metal Age Invader. Letzteres beruhigt und beunruhigt mich gleichzeitig.

Ethnisch (heikles Terrain) bin ich zu 99% Europäerin, zu 69% West- und Zentraleuropäerin, zu 26% Osteuropäerin und sehr seltsam: zu 4% Finnin. 

Als Cousins 3-5. Grades (niemand näherer) werden durchwegs mir völlig unbekannte Finnen, Schotten und Schweden gelistet. Nur einer ist dabei, den ich tatsächlich kenne. Keine Osteuropäer, keine Westeuropäer, keine Mitteleuropäer, keine Balkanos. Irgendwas stimmt da nicht. Es sei denn, ich wurde in der finnischen Botschaft in Paris ausgetauscht. Ich muss mal mit meinen Eltern sprechen. Leider sind sie schon tot.  

Vier Stunden gegen 12 Stunden – Demo am 30.6.2018

Comandantina ©Tano Bojankin
Comandantina ©Julya Rabinovich
Comandantina Fahne ©Andrea Quatember @AndreaQuatember
Comandantina und Julya Rabinovich. ©Sonja Kato-Mailath @sonjakato
Comandantina und Julya Rabinovich. ©Sonja Kato-Mailath @sonjakato

Migration

Mein Vater war Migrant. Meine Mutter war Migrantin. Großvater 1 war Migrant, Großmutter 1 war Migrantin, Großvater 2 war Kind einer Kaskade diversester migrantischer Familienvorgänge, Großmutter 2 war Kind zweier Migranten aus unterschiedlichen Ländern. Sie alle haben ihre Kulturen mitgenommen, neue angenommen. Friedlich. Ohne irgendein wehleidiges Intergrations-Mimini. Sie haben ihre eigene Kultur niemandem übergestülpt, weder den Kindern, noch der Umgebung. Ich habe also kein Verständnis für den Begriff der unverrückbaren „Kultur“ irgendeiner Heimat, sei es die überkommene der Einheimischen, sei es die Mitgebrachte der Zugezogenen. Wenn ich alle Sprachen aufzählen müßte, die die fünf Generationen vor mir gesprochen haben (es waren meist zwei oder drei), könnte ich den Sprachatlas Europas füllen. Meine Cousins und Cousinen können das ebenfalls. Und in der Regel unterhalten wir uns nicht in der Sprache unserer gemeinsamen Groß- oder Urgroßeltern, sondern in einer ganz anderen. Ich würde sagen: So geht Europa. Noch was: Religion war nie ein großes Thema bei uns.

Zur Frage des 1. Mai.

Vielfach wird die Bedeutung des Aufmarsches der Wiener Sozialdemokratie am 1. Mai falsch verstanden. Von Aussenstehenden, wohlwollenden wie übelwollenden, in der Regel aber neutralen, wird der Sternmarsch aus den Bezirken und Sektionen Wiens zum Rathausplatz als Huldigung der Stadtspitze, der Gewerkschaft und (so der Fall) des Bundeskanzlers verstanden. Wie wird das Ereignis wahrgenommen? Auf massiv erhöhter Tribüne stehen Auserkorene, winken mit roten Taschentüchern und freuen sich über die Einziehenden. Das ganze wird als seltsame Parade verstanden, die Traditionen des Vorbeimarsches an der Ehrentribüne am Roten Platz (i.e. der Balkon des Leninmausoleums) nacherzählt.
 
Es ist ganz anders. Auch Teilnehmende auf der Tribüne mögen das nicht in aller Konsequenz wissen.
 
In den Bezirken Wiens formiert sich die sozialdemokratische Basis, die Mitglieder und Bewegten von Sektionen, Organisationen, Vorfeldorganisationen, Verbänden, Fraktionen der SPÖ, in der Regel jener der Stadt. Unter Mitnahme ihrer Fahnen, von Transparenten und anderen Sichtbarkeiten marschieren Sie auf alten Routen Richtung Rathausplatz. Zu einem einzigen, gerne vergessenen Zweck: Dem Rathaus, also der Obrigkeit ihre Stärke zu zeigen. Gehuldigt wird nicht den dort stehenden, sondern einzig einer Idee, der Sozialdemokratie und ihren Werten. Und so heißt der 1-Mai-Aufmarsch auch „Demonstration“.
 
Wenn sich nun die Tribüne (oder ausgewählte Partizipierende dort) von den Zielen der Sozialdemokratie entfernt haben, wird das von der Basis sichtbar und hörbar kundgetan. Zugegeben, das geschah noch nicht so oft. Aber wenn es notwendig ist, geschieht es. Muss es geschehen.
 
Im Lichte dieser Erkenntnis war also dieser 1. Mai und die gellenden Pfiffe, Buhrufe und Schilderwälder für Werner Faymann und seine Prätorianer ein Zeichen der Stärke der Sozialdemokratie, nicht eines der Schwäche.
Freundschschaft!

Comandantina bei „10 Jahre FM4-Ombudsmann“ ::: Showtime

Hosea Ratschiller

10 Jahre FM4 Ombudsmann

Ein Festakt
28. April 2016
Stadtsaal Wien
Beginn: 20 Uhr
www.stadtsaal.com
http://fm4.orf.at/

Vorab: Im Rahmen des Festakts trete ich mit einem kleinen Spektralausschnitt meines Gesamtwerks – ausgewählte Aufwühlungen aus „So geht Wien!“ auf. Dabei werde ich Diamanten und Smaragde meiner Essaykunst zum Funkeln bringen. Kommet und lauschet und teilt die Freude!

Nun Näheres:

Zum Dienstjubiläum gratulieren: der Champion Austrofred, die vagabundierende Indie-Supergroup Nowhere Train, Bauern-Rebell Petutschnig Hons aus SchlatzingDie Sterne-Frontman Frank Spilker sowie die Wissenschafts-Boygroup Science Busters – wer nichts weiß, muss alles glauben! Online-Satire-Shootingstar Stefanie Sargnagel, Journalist und Clown Klaus Werner-Lobo, Polemiker und Fußballexperte Martin Blumenau, Autorin/Filmemacherin/Zeichnerin Andrea Maria Dusl sowie Schriftsteller und Satiriker Richard Schuberth.
Die Laudatio hält ein EU-Kommissar.

Vor Ort vorhanden: buntes Unterhaltungsprogramm, Erfrischungen, radikale Gedanken.

Mitzubringen: gute Laune.

***10 Jahre FM4 Ombudsmann – Ein Festakt***
28. April 2016
Stadtsaal Wien
Beginn: 20 Uhr
www.stadtsaal.com
http://fm4.orf.at/

Obacht, ORF-Weltrekord! Der „FM4 Ombudsmann“ ist die langlebigste tägliche Satire-Sendung in der Geschichte des Österreichischen Rundfunks. Seit 2006 beantwortet der charmante Universalgelehrte jeden Morgen die Fragen seiner lieben Hörerinnen und Hörer: „Was ist Liebe?“, „Wer rettet Europa?“, „Wieso ist schon wieder nix G´scheites im Fernsehen“ oder „Wie böse ist der Mensch wirklich?“

Die Rolle des inbrünstigen Greises mit granitener Allgemeinbildung erfüllt Kabarettist Hosea Ratschiller mit Leben. Konzept und Texte für bisher weit über 2000 Ausgaben „FM4 Ombudsmann“ entwickelte Ratschiller in Zusammenarbeit mit Martin Puntigam. Die Fangemeinde von Wiens unbestechlichstem Volkstribun reicht weit über Österreichs Grenzen hinaus. Die gesammelten Satiren sind in Buchform erhältlich, die „FM4 Ombudsmann Dienstreise“ wurde 2012 mit dem Österreichischen Kabarettpreis ausgezeichnet.

Wassermair sucht den Notausgang XIII

Wassermair sucht den Notausgang – comandantina hilft dabei

Gespräch zu Politik und Kultur in Krisenzeiten
Sendetermin: Dienstag, 19. April 2016, 13.00 Uhr
Gast: Andrea Maria Dusl
Die Sendung war per Live-Stream auf dorf TV zu sehen und ist hier abrufbar: https://dorftv.at/video/24673

 

In der dreizehnten Ausgabe der Sendereihe auf dorf TV ist Andrea Maria Dusl zu Gast. Die Comandantina tritt gerne auch als Buchautorin, Kolumnistin, Zeichnerin, Filmemacherin und Kulturwissenschafterin in Erscheinung – und inspiriert damit politische und mentalitätsgeschichtliche Diskurse.

Im Mittelpunkt des Gesprächs stehen u.a. Fragen, wie mit Veränderungswillen den politischen Realitäten am besten entgegentreten, inwieweit identitäre Volkstribune für die satirische Kritik eine Herausforderungs darstellen und warum die Sozialdemokratie noch immer Hoffnung auf Erneuerung verdient.

Andrea Maria Dusl, geb. 1961 in Wien; lebt in Wien und San Francisco; Bühnenbild-Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien; Dissertationsstudium der Philosophie an der Universität für Angewandte Kunst in Wien; Magistra Artium; Doktorin der Philosophie; Universitätslektorin an der Angewandten; Spielfilm: „Blue Moon“ (Locarno-Wettbewerb, 2001, Großer Diagonale-Preis); Publikationen: „Die österreichische Oberfläche“ (2007), „Boboville“ (2008), „Channel 8“ (2010), „Ins Hotel konnte ich ihn nicht mitnehmen“ (2012). „So geht Wien!“ (2016). Essays, Kolumnen und Zeichnungen v.a. für Falter, Standard, Salzburger Nachrichten.

http://wassermair.net/media/notausgang_190416/

https://dorftv.at/video/24673