Muhammed Ali

„Ich bin Boxer. Halbschwergewicht. Aber meine Zeit ist vorbei. Vorbei, bevor sie begonnen hat. Ich will den König besuchen. Er wohnt in Michigan. Hinter der Ampel, der einen Ampel, die sie haben in Berrien Springs, Michigan, Postleitzahl 49103. Hinter der Ampel links, dann die schmale Allee runter bis zum Ende. Dort ist sein Haus, ein weißes Farmhaus, die Scheune, die Bäume, der Teich. Kann man auf den St. Joseph sehen von dort. Dort lebt der König der Welt. 8105 Kephart Lane, Berrien Springs, Michigan. Mein Vorbild, mein Held, der König der Welt. Ich werde anklopfen, Guten Tag sagen, hier bin ich, Rotor! Lehre mich zu tanzen wie der Schmetterling, und ich werde dein Fahrer sein, ich, Rotor. Ich werde dich fahren. Wohin du willst, wann immer du willst. Ich, Rotor, der Minderste. Und dann werde ich ihn bitten, während der dreiunddreißigsten Fahrt wird das sein, mir den Traum zu erzählen, den der Schmetterling hatte, als er am Boden lag, zertreten zu Staub. Dann wird mir der König seinen Traum erzählen, den er hatte, als er noch ein Rotor war. Als er angeschlagen am Boden lag und sah, wie er gefangen war in einem Roten Raum. Er wird mir erzählen, wie die Alligatoren Gitarre spielten, wie die Bären Trompete bliesen. Er wird mir erzählen, wie er den Zauberer sah, an der Wand hängen, auf einem Kleiderbügel. Wie er in das Kostüm des Zauberers schlüpfe, den Raum verließ, zu sich kam und den Kampf gewann. Danach werde ich ihn fragen, während der dreiunddreißigsten Fahrt, den König der Welt, Muhammad Ali.“

Andrea Maria Dusl: Channel 8, Residenz, 2010, pagg. 111f.

Comandantina bei „10 Jahre FM4-Ombudsmann“ ::: Showtime

Hosea Ratschiller

10 Jahre FM4 Ombudsmann

Ein Festakt
28. April 2016
Stadtsaal Wien
Beginn: 20 Uhr
www.stadtsaal.com
http://fm4.orf.at/

Vorab: Im Rahmen des Festakts trete ich mit einem kleinen Spektralausschnitt meines Gesamtwerks – ausgewählte Aufwühlungen aus „So geht Wien!“ auf. Dabei werde ich Diamanten und Smaragde meiner Essaykunst zum Funkeln bringen. Kommet und lauschet und teilt die Freude!

Nun Näheres:

Zum Dienstjubiläum gratulieren: der Champion Austrofred, die vagabundierende Indie-Supergroup Nowhere Train, Bauern-Rebell Petutschnig Hons aus SchlatzingDie Sterne-Frontman Frank Spilker sowie die Wissenschafts-Boygroup Science Busters – wer nichts weiß, muss alles glauben! Online-Satire-Shootingstar Stefanie Sargnagel, Journalist und Clown Klaus Werner-Lobo, Polemiker und Fußballexperte Martin Blumenau, Autorin/Filmemacherin/Zeichnerin Andrea Maria Dusl sowie Schriftsteller und Satiriker Richard Schuberth.
Die Laudatio hält ein EU-Kommissar.

Vor Ort vorhanden: buntes Unterhaltungsprogramm, Erfrischungen, radikale Gedanken.

Mitzubringen: gute Laune.

***10 Jahre FM4 Ombudsmann – Ein Festakt***
28. April 2016
Stadtsaal Wien
Beginn: 20 Uhr
www.stadtsaal.com
http://fm4.orf.at/

Obacht, ORF-Weltrekord! Der „FM4 Ombudsmann“ ist die langlebigste tägliche Satire-Sendung in der Geschichte des Österreichischen Rundfunks. Seit 2006 beantwortet der charmante Universalgelehrte jeden Morgen die Fragen seiner lieben Hörerinnen und Hörer: „Was ist Liebe?“, „Wer rettet Europa?“, „Wieso ist schon wieder nix G´scheites im Fernsehen“ oder „Wie böse ist der Mensch wirklich?“

Die Rolle des inbrünstigen Greises mit granitener Allgemeinbildung erfüllt Kabarettist Hosea Ratschiller mit Leben. Konzept und Texte für bisher weit über 2000 Ausgaben „FM4 Ombudsmann“ entwickelte Ratschiller in Zusammenarbeit mit Martin Puntigam. Die Fangemeinde von Wiens unbestechlichstem Volkstribun reicht weit über Österreichs Grenzen hinaus. Die gesammelten Satiren sind in Buchform erhältlich, die „FM4 Ombudsmann Dienstreise“ wurde 2012 mit dem Österreichischen Kabarettpreis ausgezeichnet.

SogehtWien_klein

Hallo Freundinnen und Freunde, Exzellenzen und Magnifizenzen, SEWs und EWs, Brüder und Schwestern! Kommet!

Ich lese zum ersten mal aus meinem neuen Buch ‚So geht Wien!‚. Es ist ein sehr kurzweiliges, kluges und erkenntnisbringendes Buch! Ich lese verdammt gut. Und ich signiere fabelhaft.

Kommet also am Donnerstag, 31. März um 19:30h in die Buchhandlung Morawa und höret Unerhörtes! Der Eintritt ist frei, ebenso die Platzwahl. Wer zuerst kommt, sitzt am besten. Ich werde noch besser sitzen, weil ich noch früher kommen werde. Es wird wunderbar!


Anmeldung unter:
Die Veranstaltung ist kostenlos,
es besteht freie Platzwahl!
Ich freue mich auf Euer Kommen!

Wien ist weitgehend unbekannt. Wo es liegt, ist nicht ganz klar, 

wie es tatsächlich heißt, schon gar nicht. Was kann Wien und was nicht? 
Wie sagt wer was und wann und vor allem: Warum? 
 
Wer war wer und wieso nicht? Dieses Buch ergeht sich in der Phantasie, 
in die Pestgruben der Überlieferung zu leuchten und den Geigenhimmel 
des Bekannten zu verdüstern. Wien, das wissen die Griechen unter 
uns schon längst, ist die Fortsetzung von Byzanz mit den gleichen Mitteln, der Minotaurus im Labyrinth, in dem sich alle auskennen. 
 
So geht Wien! ist mein essayistisches Florilegium der unbekannten Stadt, 
ein Streifzug durch Geschichten und Geschichte. 
Schönbrunn war rosa und nicht gelb, die Kärntnerstraße führt 
eigentlich an die Bernsteinküste, der Stock im Eisen ist der Rest eines 
antiken Faunenhains und Franz Joseph war gar kein Habsburger. Oida!

So geht Wien!
Anekdote und Essay

Wien ist anders. Alles ist hin. 

Dusl-So-geht-Wien

Anstelle eines Vorworts.

Wien ist weitgehend unbekannt. Wo es liegt, ist nicht ganz klar, wie es tatsächlich heißt, schon gar nicht. Was kann Wien und was nicht? Wie sagt wer was und wann und vor allem: Warum? Wer war wer und wieso nicht? Dieses Buch hat die Phantasie, in die Pestgruben der Überlieferung zu leuchten und den Geigenhimmel des Bekannten zu verdüstern. Wien, das wissen die Griechen unter uns schon längst, ist die Fortsetzung von Byzanz mit den gleichen Mitteln, der Minotaurus im Labyrinth, in dem sich alle auskennen.Wie soll man schreiben über diese Stadt? Welche Form will gefunden werden, um ihr Wesen zu ergründen, ihre Eigenheiten zu erkunden, ihre Protagonisten zu beschreiben?

In seinem Essay „Der Essay als Form“ versucht der Kurzzeitwiener Theodor W. Adorno ein Textgenre zu fassen, das im Deutschen nur selten als das verstanden wird, was es im Französischen bezeichnet: Den Versuch.

„Das Wort Versuch“, so Zwölfonstudent Wiesengrund, „in dem die Utopie des Gedankens, ins Schwarze zu treffen, mit dem Bewußtsein der eigenen Fehlbarkeit und Vorläufigkeit sich vermählt, erteilt, wie meist geschichtlich überdauernd Terminologien, einen Bescheid über die Form, der um so schwerer wiegt, als er nicht programmatisch sondern als Charakteristik der tastenden Intention erfolgt.“ Im Wien von heute hieße das verkürzt aber hochfrisiert: „Bam, Oida!“

Ein anderer Leitsatz des vorliegenden Kompendiums muss Egon Friedell entwendet werden. In der „Kulturgeschichte der Neuzeit“ gibt er einen Fahrplan aus, an dessen Takt ich mich gehalten habe. Möglichste Unvollständigkeit war überall angestrebt. Wien kann immer nur unvollständig gesehen werden. Die Anekdote, so Friedell, sei in jederlei Sinn die einzig berechtigte Kunstform der Kulturgeschichtsschreibung.

Meine eigenen Versuche intentionalen Tastens hatten schon bisher oft auf das Objekt dieses Buches fokussiert: Wien. Alle Essays und Kolumnen zur Stadt und seinen Eigentümlichkeiten erschöpfen sich im Ergebnis, diese Verhältnisse in Hinblick auf das Unvollständige auszuloten.

Ich habe versucht, die Stadt, an der ich leide, die mich auslebt und bearbeitet, in essayistischer Form zu fassen. Der Versuch trägt das Scheitern in sich. Und ein Buch über Wien kann immer nur ein Buch über das Scheitern an Wien sein. Der Weg in das Dickicht dieser Erkenntnis führt indes ins Undurchdringliche selbst. Wien ist jener Teig, hinter dessen Konsum kein Schlaraffenland liegt, sondern nur neuer Teig. Und paradox: Wien wird unsichtbar, ja geradezu unwienerisch, sobald man zum Inneren vordringt. Das Phänomen ist bekannt, Warnungen verhallen ungehört.

Nach jahrzehntelanger Beschäftigung mit der Stadt, in die ich geboren wurde, in der ich mit Abwechslungen aufwuchs und in die ich Wege und Gassen einer Biographie schlug, kenne ich mich weniger aus denn je. Vielleicht war ich zum Zeitpunkt meiner Geburt die echteste Wienerin der Geschichte, um dann schlicht und schlecht zu verunwienern.

Man erwarte sich nicht zu viel von meinen Beobachtungen, davon aber im Übermaß. Dieses Buch erzählt vom Scheitern. Das Scheitern im Beckettschen Sinne. Es könnte eine Betriebsanleitung für Wien sein:

Alles seit je.
Nie was anderes.
Immer versucht.
Immer gescheitert.
Einerlei.
Wieder versuchen.
Wieder scheitern.
Besser scheitern.

Samuel Beckett, Wiener des Herzens

Andrea Maria Dusl, Jänner 2016

Bachmannwettlesen oder: Tage der deutschsprachigen Literatur

Aus jährlich gegebenem Anlass.

Ich finde die Idee eines Wettkampfes von Texten extrem bescheuert. Als denkender Mensch in schreibender Haltung gibt es nur zwei Positionen. Unaufgeregte Ablehnung oder aufgeplusterten Zynismus. Die Zusammensetzung der inzwischen einschlägig bekannten „Jury“ (samt ihrer Emeriti) spricht für die Konjunktur der zweiten Warte. Ich tu‘ mir schwer. Wie soll ich etwas kritisieren, das ich aus grundsätzlichen Erwägungen lächerlich und unnötig finde? Aber darf man etwas lächerliches lustig finden? Falls das möglich ist, würde ich mich dafür entscheiden, es aber insgesamt vorziehen, der Trottelveranstaltung – auch in Gedanken – möglichst fern zu bleiben.

Ins Hotel konnte ich ihn nicht mitnehmen

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»Ich kann die Welt nur aus mir heraus sehen und beschreiben. Was ich nicht erlebt habe, existiert nicht.“ Ein Glück: Andrea Maria Dusl erlebt viel. Ein größeres Glück: die stilistische Brillanz und sprachliche Originalität, mit der die Autorin von »Boboville« ihre vielen Erlebnisse beschreibt. In sieben skurrilen Odysseen entführt uns die begnadete Beobachterin Dusl via sechs traumhaften Metropolen zu ihrer schwarz-weiß changierenden Seele. Voll Witz und Selbstironie. Was anderes sollte man von jemandem erwarten, der über sich selbst sagt: »Und der Stil, ach weißt du, der Stil, ich schreibe, wie es will in mir, ich habe hochblühende Schreibtourette.“
Ins Hotel konnte ich ihn nicht mitnehmen
Kein Roman
Metroverlag, Wien, März 2012
160 Seiten, 11,5 x 18,5 cm. Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen, € 19,90
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