Wie spooky ist das Putzi?

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 7/2024 vom 14. Februar 2024

Liebe Frau Andrea,
seit Kurzem bereichert unser Sohn Jonas das Leben von meiner Frau und mir. Zuweilen nennen wir den Kleinen auch gerne unser „Butzi“. Nun habe ich gelesen, dass der „Butz“ eine Bezeichnung für den „Schabernack liebenden Hauswicht“ der nordischen Mythologie ist. Nun bin ich von meiner Profession her Naturwissenschaftler und kenne mich mit Etymologie so gar nicht aus. Daher bitte ich Sie, mich zu erhellen: Besteht hier ein begrifflicher Zusammenhang? Vielen Dank!
Mit besten Grüßen aus Salzburg,
Dr. Moritz Mirna, per Email

Lieber Dottore,

die österreichische Alltagssprache kennt Butzi, Putzi, als liebevolle Bezeichnung für das Kleinstkind, denglisch „baby“ genannt. Tatsächlich gibt es im süddeutschen, schweizerischen, aber auch im norddeutschen, anglosächsischen und skandinavischen Raum eine koboldhafte Gespensterfigur, die als Butz, Bütze, Butze, Putz, Boz, Buz, Bugimann, Bullebeiß, Busemand, Buhmann, Boesman, Böölimann, oder Böög Streiche spielt und Angst verbreitet. Kindergartenabsolvent·innen ist gewiss der Bi-Ba-Butzemann, der lustig tanzende Zwerg erinnerlich, der brave Kinder mit Äpfeln aus seinem Säcklein beschenkt. Die meisten dieser Bezeichnungen verschränken sich mit dem frühneuhochdeutschen Wort butze (Larve, Maske). Im angelsächsischen Raum zirkuliert dazu der schreckliche Boggart oder Bogeyman, der nachts aus Kleiderschränken kommt oder am Fenster erscheint. Bekanntester Kobold in dieser Etymologie ist Shakespeares Puck, aber auch der finnische Joulupukki reiht sich hier ein, eigentlich der nordisch-germanische Jul-Púki (Weihnachts-Bock), jetzt der harmlose Weihnachtsmann. Das Wienerische wiederum kennt die Putz, die Polizisten, diese beziehen ihre Wörtlichkeit vom Romani-Wort Pust, Spieß, wie ihn die mittelalterliche Stadtwache trug.

Mit höchster Wahrscheinlichkeit kommt unser Putzi aber vom barocken Kirchenengel, dem Putto (Plural: Putti), der Figur eines kleinen, nackten, oft geflügelten Knaben. Italienisch putto (Knäblein) kommt vom lateinischen putus (Knabe), in seinen Nebenbedeutungen nicht überraschend gleichbedeutend mit unserem „putzig“: Rein, glänzend, gereinigt, herausgeputzt.


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