Eingestürzt

Ich habe mal, um einer schweren Depression zu entkommen, einen Turm gebaut, einen therapeutischen Turm aus Legosteinen. Indem er wuchs, der Turm, richtete er mich auf, meine Depression wurde kleiner. Da stand er nun, sehr schön und hoch, er hatte mich aufgerichtet. Ein halbes Jahr lang hatte ich daran gebaut. Er hatte mich glücklich gemacht. Er war ein Werk. Und dann trat ich, nicht dass ich es vorgehabt hätte, auf eine Diele, die einzige im Raum, die wackelig war. Und dann passierte es. Der Turm schwankte und zitterte, neigte sich, und wie um mir zu zeigen, wie zerbrechlich das Unternehmen insgesamt war, stürzte er um. Ganz langsam, unabwendbar. Zerprang, als er am Boden ankam, in tausende seiner einzelnen kleinen, Glück und Trost erzeugt habenden Teile. Ein halbes Jahr Arbeit war dahin, ins Unsichtbare gefallen. Jeder Stein, der mich aufgerichtet hatte, lag am Boden. Ich habe den Turm wieder aufgebaut, abermals in einem halben Jahr an Arbeit. Und jetzt ist etwas, das mich ebenfalls aufrichten sollte und aufgerichtet hat, was mir Hoffnung und Zuversicht gegeben hatte, nach sieben Jahren langer Arbeit in sich zusammengefallen. Ein Filmprojekt voll Feuer und Leidenschaft, schön und dicht, tief und weit. Man möge mir verzeihen, wenn ich mit sehr leiser Stimme durchgebe, dass das heute kein guter Tag ist für mich.

2 Gedanken zu „Eingestürzt“

  1. Liebe Frau Andrea!

    Vielleicht lässt sich der Turm wieder aufbauen,
    mit den bereits vorhandenen und neu dazukommenden Teilen.
    Ich hoffe es sehr.
    Hoffnung, Zuversicht, … Leidenschaft!

    Mögen bessere Tage kommen
    Marcel Berger

    1. Besten Dank! Der ursprüngliche Turm wurde wieder aufgebaut. Weitere Turmprojekte (auch in anderen Genres) werden ebenfalls wiedererrichtet.

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