Generation G wie Genderdebatte

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 5/2024 vom 31. Jänner 2023

Liebe Frau Andrea,
falls Sie über dieses Thema schon geschrieben haben, bitte ich Sie um Entschuldigung, aber: Mir geht es um die Rückkehr zu einer schnelleren Sprachart, welche existierte, bevor, der Gendergerechtigkeit wegen, viele Substantiva wiederholt werden mussten. Ich habe gelesen, dass Ihr Falterkollege, Herr Phettberg, eine verallgemeinernde Endung, -y bzw. -ys, manchmal verwendet: “die Ärztys” anstatt “die Ärztinnen und die Ärzte”, oder “ein Lesy” anstatt “ein Leser oder eine Leserin”. Ich mag diese Kürze, aber eine traditioneller klingende Endung wäre vielleicht besser. Was würden Sie gern sagen in solchen Fällen, um alle möglichen Geschlechter in einem klar verständlichen Wort zu inkludieren? Gibt’s ein hilfreiches Beispiel aus früheren Zeiten, die wir alle mühelos aussprechen könnten?
Schöne Grüße
Steven Flitton, Wien Alsergrund, per Email

Lieber Steven,

sämtliche Entschuldigungsansuchen werden zurückgewiesen, weil erstens keine Schuld erwachsen ist und zweitens keine je erlassen werden könnte, jedenfalls nicht kolumnistisch. Was die hier schon behandelten Fälle ähnlicher Art betreffen, kann das Diktum in Stellung gebracht werden, nach dem Journalismus Wiederholung sei. In der Sache selbst gibt es weniger Klarheit. Sprache und in besonderem Maße jene des Alltags ist den Diktaten der Nützlichkeit, Verständlichkeit und Genauigkeit unterworfen. Sie ist eingebettet in persönliche und gesellschaftliche Befindlichkeiten, dem, was Transzendental-Aphoristiker als „Zeitgeist“, Feinhörige als „Stimmung in der Bevölkerung“ bezeichnen. Der Heimatforscher Udo Landbauer und der Zirkusdirektor Karl Nehammer sind dem Ruf nach alten Mustern insoferne gefolgt, als sie die Verwendung des Binnen-I, des Asterisk und des Glottisschlags (der Gender-Pause) behördlich verbieten (Niederösterreich) und verbieten wollen (Ganzösterreich). Diese Diskussion schlägt Wellen, wenn auch keine von der Größe eines Tsunamis. Der genderneutrale Vorschlag von Kollegy Hermes Phettberg findet meine künstlerische und poetische Zustimmung, wiewohl ich verstehe, dass er sich noch in einer Minderheitenpostion befindet.


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