Spindi und der verletzte Ochs

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 18/2023 zum 3. Mai 2023

Liebe Frau Andrea,
im Rosenkavalier singt der verletzte Ochs von einem Spindi und meint damit Oktavians Degen. Sie wissen sicher, woher der/das Spindi kommt. Bitte heben Sie mich auch auf höhere Wissensebenen.Liebe Grüße,
Heinz Vagovics, per Email

Lieber Heinz,

gerne entführe ich Sie in den hermeneutischen Olymp der Opern-Librettistik. Handlung und Texte zu Richard Strauss‘ Rosenkavalier stammen vom österreichischen Theater-Titan Hugo von Hofmannsthal. Die Oper in drei Aufzügen wurde Anfang 1911 in Dresden uraufgeführt, spiegelt aber das goldene Wien der untergehenden Habsburger-Monarchie in die Zeit der ersten Regierungsjahre Maria Theresias. Suchen wir nach „Spindi“.

In zwei Szenen werden wir fündig. Sehen wir uns exemplarisch jene im 2. Akt an. An der Fundstelle dringt das livrierte Gefolge des Baron Ochs von Lerchenau „mit mehr Ostentation als Entschlossenheit“ auf Hosenrollen-Mezzosopran Octavian ein: „Den haut’s z’samm! den haut’s z’samm! Spinnweb‘ her! Feuerschwamm! Reisst’s ihm den Spadi weg! Schlagt’s ihn tot auf’m Fleck!“

Der „Spindi“ ist also ein „Spadi“. Aber was ist ein Spadi? Wie Sie falsch vermuten, aber richtig meinen, ist das Jungliebhaber Octavians Degen. Und nicht nur sein Degen, sondern alle Degen. Kommt doch das Wort, wienerisch „Schbadi“ ausgesprochen, über das griechische „spathe“ und das lateinische „spatha“ von italienisch „spada“, Schwert, Degen, Säbel (wienerisch Sawe). Spadido (Schbadido) diente zudem als Spottname für denjenigen, der solche Waffe trug. Kartenspieler kennen den „Schbadi“ als Kartenfarbe des italienischen Kartenspiels Traplir oder Trappola (Falle). Das Symbol dieser Kartenfarbe ist der Säbel.

„Spindi“ muss ein Freud’scher Versinger, oder eine entsprechende Fehlhörung sein, bezöge sich aber nach österreichischem Verständnis der Dinge auf den ehemaligen Vizekanzler und ÖVP-Bundesparteiobmann Michael „Spindi“ Spindelegger, Oberleutnant der Reserve, Ehrenphilister, und Mitglied des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Wieviel Spadi in Spindi steckt, müssen Berufenere erkunden.

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