Logo-Offensive

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 29. April 2023.

Zeichen und Wunder. Die Kalederspruchindustrie kennt sie als Zusammenfassung allen Bedeutsamen und Mitreißenden. Zeichen und Wunder geschehen, wenn auch nicht immer gleich klar ist, wieso. Wie viele Sprichwörter und Poesie-Album-Sätze stammen sie aus dem Buch der Bücher, dem Alten Testament, in der uns geläufigen Form aus der Feder von Übersetzungs-Titan Martin Luther.

Das Österreichische hat die Wunder weit in die Zukunft geworfen, nicht aber die Zeichen. Davon quillt das Land über. Es liebt Reklametafeln, Ankündigungsschilder, Verkehrszeichen, publizistischerseits das privatwirtschaftliche und ganz besonders das Regierungsinserat. Einige, wenn auch nicht viele der Zeichen des Landes sind selbsterklärend. Der Bundesadler etwa, der zeichenhaft seine mächtigen Schwingen über das Land breitet, bürgerlich gekrönt nach rechts schaut und mit knöchernen Fängen die Produktionsmittel des Landes festhält, der Bauern Sichel und der Arbeiter Hämmer. Das Post-Logo wiederum erzählt vom Signalhorn, im Zeichen der Bundesbahn hatten sich lange die Geschwindigkeits-Flügel von Götterboten Hermes erhalten, bis sie zu Ö-Stricherln verkamen und mangels Verständnis für griechische Götterkunde zu einem Solo-Hakerl verkamen.

Es ist dem Österreichischen Skiverband (jetzt Ski Austria) zu danken, die Zeichenhaftigkeit der Logowelt mit dem Wundersamen zu verbinden. Überwirklich dargestellt: Das Durcheinander der Bretteln, die Österreichs Welt bedeuten. Zeit, dass die anderen Institutionen des Landes nachziehen. Moderne Zeitgeistteilnehmer brauchen moderne Zeichen. Moderne Wunder sind endlich da.

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