Seltsame Symbole auf teuren Autos

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 11/2023 zum 15. März 2023

Liebe Frau Andrea,
immer wieder sehe ich auf Bildern der Autos legendärer Musiker (Elvis, Liberace) ein Symbol, das aussieht wie die F-Löcher von Jazzgitarren und Geigen. Jetzt habe ich genau so ein Symbol auf einem Amischlitten in der Zollergasse gesehen. Wohnt dort auch ein glamouröser amerikanischer Musiker? Und was bedeutet das Symbol?Bitte um Ihre fundierte Auskunft! Liebe Grüße
Martin Zachon, Neubau, per Email

Lieber Martin,

der einzige musizierende Benzinbruder von Rang, auf den die geographische und berufsspezfische Zuschreibung passt, ist der legendäre Fotograf und Schriftsteller Götz Schrage, in den 80erjahren Keyboarder der Neuen-Deutschen-Welle-Band „Blümchen Blau“. Wie Stadtteil-Kenner wissen, verkehrt er seit Jahrzehnten im ebenso legendären Café Europa in der Zollergasse. Sein Wagen, ein 92er Cadillac Eldorado Touring Coupé, könnte der von Ihnen wahrgenommene Schlitten sein. Das Problem: Diesem spezifischen Modell fehlen genau jene Symbole, die sie gesehen haben wollen.

Was hat es mit den F-Löchern auf sich? Bei Instrumenten der Geigenfamilie und später auch bei Jazzgitarren dienen sie als Schalllöcher. Die sehr ähnlich aussehenden Symbole auf den amerikanischen Autos haben eine gänzlich andere Herkunft. Sie kommen über frühe Modelle mit faltbarem Verdeck direkt aus dem Kutschenbau. Ihre Genealogie kann auf den“Landauer“ zurückgeführt werden, eine viersitzige Kutsche, die in der namensgebenden Stadt Landau in der Pfalz gebaut wurde. Ihr Verdeck ist meist in der Mitte geteilt und klappbar. Diese „konvertible“ Kutsche lässt sich von einem offenen in einen vollständig geschlossenen Wagen umwandeln. Der Landauer avancierte im 18. und 19. Jahrhundert in allen europäischen Ländern zum bevorzugten Reisewagen und Statussymbol der begüterten Kreise. Die an F-Löcher erinnernde Spange, der äußere, sichtbare Teil des Verdeckmechanismus, blieb als Symbol für Exklusivität erhalten und wird bis heute auf teuren Coupes angebracht. Landauer-Kutschen (mitsamt den Verdeckspangen) fahren noch heute durch Wien. Wir kennen sie unter dem schlichten Namen „Fiaker“.


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