Die Hitze – Clevere Lösungen

Brettspieler·innen kennen die Unausweichlichkeit einer Doppelmühle. Wer in solcher Steinekonstellation gefangen ist, verschlimmert seine Situation mit jedem Zug. Es gibt kein Entkommen. Die Wissenschaft nennt die lähmende Bindung an zwei mit einander in Konflikt stehende Möglichkeiten Doppelbindung.

Gelernte Österreicher·innen kennen das Dilemma zu gut, das passende Sprichwort ist bestens bekannt: „Wie ma’s macht, macht ma’s falsch“. Die sentimentale Resignation, die den Satz begleitet, ist berechtigt, wenn auch nicht hilfreich. Eine zusätzliche Österreichkonstante dabei ist die Erkenntnis, dass das Spezielle sich immer ins Allgemeine ausdehnt. Geht es einigen von uns schlecht, geht es bald allen von uns so. Ein Beispiel gefällig? Um uns allen Linderung zu schaffen, haben die Gesundheitsbehörden auf steigende Zahlen mit Entkoppelung von Maßnahmen und Einhaltung, und schließlich von Situation und Einschätzung geantwortet: Im Moment ist alles erlaubt, was nicht ausdrücklich besonders erlaubt ist.

Für Herbst und Winter hat sich das Schicksal (manche sagen: Putin) eine Doppelmühle besonderer Art aufgehoben. Just, wenn Kälte über das Land fallen wird, wird die Energie knapp werden. Was wir heute für die Kühlung brauchen, fehlt uns im Winter für die Heizung. Schwitzend wissen wir jetzt schon, dass wir bald frieren werden. Gibt es einen Ausweg? Nein.

Der Resignationsexperte und Österreichversteher Alfred Polgar fasste das bestimmende Österreichleid unserer Zeit so treffend wie zeitlos zusammen: Die Situation ist hoffnungslos, aber nicht ernst.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 6. August 2022.

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