Was bringt der Frühling?

Der Frühling ist eine grundsympathische Jahreszeit. Die Tage werden länger, die Nächte kürzer, die winterliche Depression wird von der Frühjahrsmüdigkeit abgelöst. Zusätzliche Freude macht die Sommerzeit, das halbjährliche Umstellen sämtlicher Uhren und der an fixe Uhrzeiten gebundenen Lebensvorgänge. Die Gewächshäuser schicken ihre schönsten Blumen ins Rennen, der Osterhase pinselt schon Eier, und wäre der Erdball durch schlechtes Kohlenwasserstoff-Management nicht aus dem Gleichgewicht getaumelt, würde es allerorten auch grünen. Regnete es denn. April, April, macht was er will, sagen dann die, die den Spruch noch in der Schule gelernt haben, um zu verstehen, was man nicht verstehen kann. Wetter ist nicht Klima, sagen die Experten, alles ist möglich, nur eines nicht mehr: Normalität. Alles kippt.

Putins Bomben schlagen Krater in die Städte und in die Seelen der Ukrainer und niemand lässt das kalt, nicht einmal Putin selbst, der empört sich, dass man ihm den Krieg nicht nachsieht und kein Verständnis hat für sinnloses Brandschatzen und Morden. Und wäre das nicht schlimm genug, lässt auch der andere apokalyptische Reiter nicht von uns ab, auch wenn wir das in heroischem Aufbäumen gegen Wissenschaft und gewachsene Erkenntnis nicht wahrhaben wollen. Covid rast durchs Land, und niemand hält es auf. Die Krokusse in den Gärten nicht, der lähmende Ministerialtango nicht und auch nicht die düsteren Appelle ans Impfgewissen, an die Eigenverantwortung und an die Solidarität mit Vulnerablen und Schutzlosen. Wir haben Krieg. Es ist kein guter Frühling.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 9. April 2022.

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