Österreich aus Sicht der Liftkaiser

Als zentrale österreichische Frage gilt „Was bringt des?“ Die Frage nach dem Sinn ist immer auch eine Frage nach dem Österreichischen im Sinn. Sie durchdringt den Alltag und alles Politische. Sie prägt und gestaltet jedes österreichische Miteinander. „Was bringt des?“ muss nicht beantwortet werden, die Frage ist rein rhetorisch. Sobald sie ausgesprochen wird, ist sie auch schon beantwortet. Negativ natürlich. Die Frage ist das Urteil. Ein niederschmetterndes. Alle fürchten die Frage.  

Im Rahmen der Realverfassung Österreichs ist die Sinnfrage auch und ausschließlich eine, die der Westen an den Osten stellt. Der Westen stellt sie dem Wasserkopf Wien und seiner willfährigen Umgebung, den wintersportunbegabten Balkanprovinzen. Wenn dort im Parlament, am Ballhausplatz oder in einem der Ministerien etwas zu beschließen steht, zu verordnen, zu entscheiden, erwächst die westliche Sinnfrage „Was bringt des?“ Gemeint ist dabei: „Was bringt UNS des?“, uns den Gaudihoteliers, den Pistenbesitzern, den Skischaukelkaisern, den Gondelmogulen, den Regenten der Berg- und Tennenbespaßung. Bringt eine Maßnahme, ein Gesetz, eine Idee den Angeführten nichts, ja langweilt, irritiert oder schädigt sie gar die Interessen der Schneeverwerter, dann ist kommt sie weg. Dann wir sie weggeputzt wie der kleinste störende Weichschneekristall auf dem Pisteneis der Nationalabfahrt Streif. Nicht selten – nein, doch, fast immer  – wird der Urheber des alpenfeindlichen Unsinns gleich mitenfernt. 

Dass dabei auch Sinnvolles und Notwendiges schon vor der Schneeschmelze wegapert, versteht sich von selbst. 

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 12. Februar 2022.

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