Wie gfeanzt ist das Gfeanzte?

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 40/2021 zum 6. Oktober 2021

Liebe Frau Andrea,
wo kommt das Wort ‚gfeanzt‘ her?
Mit freundlichen Grüßen,
Gerhard Gumhold, Abonnent, per Email

Lieber Gerhard,
auf Ihre sehr kurze Frage gibt es eine lange Antwort. Im Allgemeinen verstand das alte Wienerisch unter „gfeanzt“, „gfeantsd“, wenn jemand als unangenehm, aufsässig empfunden wurde. Gfeanzt ist das Partizip Perfekt des Zeitwortes „feantssn“, höhnisch grinsen, sich über jemand lustig machen. Wie wir später noch sehen werden, verbinden wir mit „gfeantsd“ heute meist betrügerisch, hinterlistig, übervorteilend, ausgeheckt. Auch außerhalb Österreichs ist das Wort bekannt, so sagt man in Mittelfranken „pfenzi“ oder „fenzi“ für vorwitzig, in Altbaiern „fanzi“ für frech, vorlaut. Gfeanzt, pfenzi oder fanzi gelten als Weiterbildungen zu mittelhochdeutsch „vanz“, Schalk, Betrug. Das Wort zirkuliert in vielen Dialekten und Mundarten aber auch als Fant, Fänt, Fäntchen und hat dabei meist die Bedeutung Knabe, Knecht, Bub, Lausbub, Jüngling. In einigen Gegenden werden die Bauern im Schach- und die Buben im Kartenspiel Fant genannt. Bei letzterem liegt nahe, dass hier dass italienische fante (Knabe, Bursche, Bube im Kartenspiel) zugrunde liegt, kennt doch das Bairische den Spadifantl (auch Sparifantl, Sparifankl), eigentlich „il fante di spada“ (Piquebube, in der Bedeutung „der Teufel“). Auch die Nebenbedeutung des italienischen Fant (von lateinisch infans, Kind), der junge, nicht selten bubenhaft unvorsichtige Fußtruppen-Söldner der Fanterie oder Infanterie, hat auf das Wort eingewirkt.

Unserer heutigen Bedeutung des Wortes „gfeanzt“ kommt am nächsten der altnordische fantr (Landstreicher, Schelm, Laffe), der dänische fante (Tor, Depp, Narr, im Norwegischen auch Bettler und Landstreicher). Das Mittelhochdeutsche kennt den vanz (Schelm, Taugenichts, Windbeutel) und sein Diminuitiv vänzelin (Bastard, Närrchen).

Auf die Wienerische Bedeutung des Wortes „gfeanzt“ hat wohl noch eine andere italienische Wendung eingewirkt. „All’avanzo“ (zum Vorteil, zum Gewinn) ist als Alefanz slahen (Allefanz schlagen, vermutlich von „mettere all‘ avanzo“) belegt und bezeichnet die betrügerische Manipulation beim Handel.


comandantina.com dusl@falter.at Twitter: @Comandantina

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