Der Landbürgermeister

Donald Trump ist Geschichte. Er hat unter Hinterlassung eines Problemgebirges und schlechter Laune unter seinen Anhängern den Präsidenten-Schrauber „Marine One“ bestiegen. Der Helikopter brachte den Frischbronzierten zu „Air Force One“, dem eigentlichen Dienstflugzeug. Mit Gattin Melania an der Hand exilierte Trump in seine Angeber-Villa Mar-a-Lago im sonnigen Palm Beach. Das Finale der Serie „Donald allein im Weißen Haus“ endete unspektakulär, es gibt keinen Cliffhanger. Trotz unrühmlichen Abgangs darf Donald Trump als GRÖSELDAZ, als Größter Selbstdarsteller aller Zeiten gelten. Seine Ich-Gefallsucht überstrahlte alle anderen Talente: Sein Desktruktionsvermögen, seine Expertise im Gschichtldrucken, und auch sein Twitter-Dauerfeuer-Championat.

Wie könnte man jemand, der die letzten vier Jahre im Tiefschlaf zugebracht hat, jemand aus Österreich natürlich, das Phänomen Trump erklären? In österreichischen Worten, mit hiesigem Erläuterungsvokabular? Welcher Protagonist des östereichischen Figurentheaters kommt Trump am nächsten? Der Kasperl? Das Krodkodil? Der König aus dem Märchenschloß? Alle, wie wir wissen. Der Frischaufgewachte aus dem österreichischen Tiefschlaf würde jetzt natürlich antworten: Ja gut, ja schön, aber so jemand gibt es doch nicht! Nicht in echt! Wir würden also die österreichische Realität nach besseren Vergleichen absuchen und fündig werden. Stell Dir vor, würden wir dem Tiefschläfer sagen, der Provinz-Bürgermeister von Gigritzpatschen hätte ein Land mit 330 Millionen Einwohnern zum Spielen gehabt.

So jemand war Donald Trump.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 30. Jänner 2021.

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