Pfauchen wie die Pfnurn

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 41/2020 am 7. Oktober 2020.

Liebe Frau Andrea,
mein Schwiegervater verwendet gelegentlich den Begriff „Pfnurn“. Er wird offensichtlich als abwertender Begriff für ältere Frauen verwendet, aber die Herkunft bleibt im Dunkeln. Google fördert zumindest einen Brief eines jungen Eipeldauers an seinen Vetter in „Kakran“ aus dem Jahr 1813 zutage, in dem von einer doppelten Pfnurn die Rede ist, die den Kern des jeu du diable, des Teufelsspiels, bilden würde. Das ist ein heute vergessenes Kinderspiel mit einem doppelten Becher, der mit einer Schnur zwischen zwei Stäben in brummende Rotation versetzt wird. Was sagen belastbarere Quellen zum Begriff?
Mit herzlichem Dank für die Aufklärung,
Ihr treuer Leser Franz Ablinger von der oberen Wieden, per Email

Lieber Franz,

das Wienerische kennt den Bfnuara (Pfnurrer geschrieben). Wie Sie schon sehr richtig herausgefunden haben, wird damit der Brummkreisel, eigentlich aber das Geräusch bezeichnet, das dieser erzeugt, sobald er in Rotation versetzt wurde. Als Bfnuarn (Pfnurrn) gilt die unfreundliche alte Frau. Das dazu passende Verb gibt uns Hinweise auf die etymologischen Zusammenhänge. Bfnuarn (pfnurren) bezeichnet das Fauchen. Es kommt vom mittelhochdeutschen pfnurren (brummen, schnauben) und reiht sich ein in eine Liste von verwandten Wörtern, die heute fast alle verschwunden sind, weil der Anlaut pfn- (und sein Vorgänger fn-) aus unser Sprache gewichen ist. Immerhin kennt man in Tirol noch Pfn-Wörter wie pfnattern oder pfnuttern (knattern, verhalten lachen, tuscheln), pfnausn (vom mitteldochdeutschen pfnüsen, soviel wie: niesen, schnauben, fauchen, schwer atmen), pfnechn oder pfnichn (schnauben, seufzen). Pfntisel ist der Schnupfen, Pfnutterer das einmalige Lachen.

Sie alle kommen über Zwischenstufen von der erschlossenen Proto-Indo-Europäischen Wurzel *pnew- (keuchen, atmen), die wir schon von altgriechisch πνέω (pnéō) und πνεῦμα (pneũma, Geist, Hauch, Luft, Atem) kennen. Ob der Wienerische Pfranak, tschechisch frňák, die große Nase, und der Pfurz, die laut entweichende Darmblähung zu unseren Begriffen zu stellen sind, müssen etymologische Instanzen mit größerem Überblick klären.

comandantina.com dusl@falter.at Twitter: @Comandantina

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