Pläne für eine sichere Wintersaison

Es wurde schon von allen gesagt. Alle wissen es. Niemand kann es mehr hören. Und dennoch muß immer wieder, immer aufs Neue in Erinnerung gerufen werden, was Österreich zusammenhält, woraus Österreich besteht, was Österreich ausmacht: Der Wintertourismus.

Die Präsenz der schifahrenden, langlaufenden und schanzenfliegenden Heldinnen und Helden des Schneesports mag uns trügerisch vorgaukeln, dass Österreich am Sport interessiert sei. Mitnichten. Die rasende Jagd auf Schnee und Eis ist nur das Marketing von viel Größerem, industriell Betriebenen: Dem Nächtigungstourismus rund um Pisten, Hänge und Loipen, der Seilbahn- und Lift-Industrie. Der Sportgerätefabrikation, der Schneeproduktion, und schließlich, dem kostbarsten Geschäft von allen: Dem Abfüllen von Gast und Gästin mit Lockermachern aus der heimischen Hochprozentigen-Erzeugung. Österreichs Herz ist das, was man Hüttengaudi nennt, Tennenzauber, kurz der ganze Halligalli-Zirkus. Der wirkliche Kern touristisch-gastronomischen Vorgehens. Seit Ischgl ist weltweit bekannt, dass sich Corona und feuchtfröhlicher Spaß in Innenräumen bestens vertragen, sprich, das Virus findet ideale Bedingungen vor, Bekanntschaften zu machen.

Noch ist nicht klar wie die Kernindustrie Österreichs auf die zweite Wintersaison mit dem giftigen Keim reagieren wird. Empfindlich oder empfindsam? Mit Babyelefanten am Sessellift? Mit Sperrstundenlimbo in den Kitzlöchern? Mit Ringelpiez ohne Anfassen?

Aber vielleicht wird das ohnedies alles nicht schlagend. Weil Gast und Gästin aus St. Schland an der Brieftasche garnicht kommen dürfen.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 10. Oktober 2020.

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