Corona trifft auf Politische Korrektheit

Es ist noch nicht so lange her, da war Corona noch ein leichtes mexikanisches Bier, abgeleitet vom lateinischen Wort für den Kranz, die Kopfzierde der Herrschenden. Dass die alten Griechen damit ursprünglich das Gekrümmte bezeichneten und nicht des Königs Zackenhut, war den Corona-Konsumenten weitgehend egal. Diejenigen, die unter „Krone“ noch den Staat oder die gleichlautende Währung verstanden, lagen längst zur ewigen Ruhe. Oma und Opa Österreicher ist die Krone indes aus dem eigenen Beißerleben bekannt. Die Zahnkrone aus Gold war jahrzehntelang dentales Statussymbol.

Als die schottische Virologin June Almeida im strengen Winter 1965/66 im Londoner St. Thomas Hospital durch ihr Elektronenmikroskop sah, fiel ihr etwas auf. Der mysteriöse Erkältungs-Erreger mit dem Labornamen B814 trug einen Kranz blütenblattartiger Fortsätze, die Dr. Almeida an eine Sonnenkorona erinnerten. Die Forscherin fotografierte das neuentdeckte Virus, Auslöser graviernden Unwohlseins. Was fehlte, war ein Name. „Influenza-artig“ klänge etwas schwach, befand ein Kollege, das Virus bekam den Namen „Corona“.

Alle Versuche, abweichender Benennungspoetik sollten fehlschlagen. SARS-CoV-2, englisch für „Severe Acute Respiratory Syndrome-CoronaVirus-2“ gilt als sperrig. Ebenso der Name der von ihm ausgelösten Krankheit „COVID-19“, englisch für „COronaVIrus Disease 2019“.

Wenig Resonanz erfuhr die Bezeichnung Donald Trumps: China-Virus. Politisch inkorrekt, aber lustig der Name, den Dr. Clemens-Martin Auer, Sonderbeauftragter im Anschober-Ministerium dem Virus gab:

„Das Viecherl“.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 3. Oktober 2020.

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