Gatte, Gattin und die Untergatte

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 19/2020 zum 6. Mai 2020.

Liebe Frau Andrea,
danke für Ihre erheiternden Lehren Woche für Woche. Meine Kinder und ich haben unlängst das Wort „Untergatte“ für Unterhose in den Wortschatz aufgenommen und erfreuen uns daran öfters. Nun wurde die Frage gestellt, ob der (Ehe-)Gatte als Ursprung angesehen werden kann. Wohl maximal in der Reiterstellung oder wenn er im Keller ist, aber das halte ich für unwahrscheinlich. Können Sie uns hier aufklären, woher kommt diese Bezeichnung?
Herzliche Grüße,
Marianna Jelinek, per Email

Liebe Marianna,

das Wienerische (und die von ihm sprachlich beinflussten Gegenden) kennt für hosenartige Unterwäsche die Ausdrücke Unterflack (Untaflak) und Untergatte (Untagate). Die Unterflack kommt mit einiger Sicherheit vom Flachs, einem anderen Wort für Leinen. Die Unterflack ist also nichts anderes als die hautfreundliche Leinen-Unterhose. Volksetymolgische Bezüge zur Fliegerabwehrkanone (FLAK) gehen auf spätere, soldatische Deutungen zurück.

Woher aber kommt die Untergatte? Der Begriff Gatte, mittelhochdeutsch ‘gate’, althochdeutsch ‘gegate’ kommt aus einem westgermanisch erschlossenen *ga-gadön (Genosse). Eine ältere verwandte Bildung mit dieser Bedeutung ist das germanische Wort *gadilinga (Genosse, Verwandter). Das Grundwort dieser Bildungen ist untergegangen. Zum westgermanischen *gadō’ (zusammenkommen, passen) finden wir im Mittelneudeutschen ‘gaden’ (passen, gefallen, sich begatten) und im Althoch- und Mittelhochdeutschen ‘bigaton’ (zusammenkommen, passen). Textile Bezüge finden wir in diesen Etymologien keine, kommt doch die Gattehose oder die Gattinga (so die Synonyme für die Untergatte) vom ungarischen ‚gatya‘ (plural ‚gatyák‘), womit ursprünglich die weite, weiße, leinene, ungarische Bauernhose bezeichnet wurde. Die Gatya kommt ihrerseits vom kroatischen ‚gaće‘, einem Pluralwort für Unterhosen. Der Kulturaustausch innerhalb der Österreichisch-Ungarischen Monarchie hat hier seine Spuren hinterlassen. Trotz der normativen Kraft ehelicher Fakten auf dem Gebiet der mutuellen Unterwäschekenntnis dürfte hier soldatische Entlehnung vorliegen. Ja auch in der Kaserne unterhielt man sich über Leibwäsche.

comandantina.com dusl@falter.at Twitter: @Comandantina

Ein Gedanke zu „Gatte, Gattin und die Untergatte“

  1. Das ist meines Erachtens eine sehr kompetente Erklärung.
    Ich möchte eines beitragen. Wie ich in den 50ern in die Volksschule gegangen bis, war der Spruch „Wüst a Flak ?“ gang und gäbe; das bedeutete eine Drohung mit einem ordentlichen Hieb. Dass das von der Fliegerabwehrkonone aus dem Krieg kam, war uns natürlich vollkommen unbekannt.

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