Österreichs große Leidenschaften

Die Spätabendschau „Wilkommen Österreich“, moderiert von den Individualpsychologen Christoph Grissemann und Dirk Stermann ist eine Stätte großer Wahrheitsfindung. In einer der letzten Sitzungen begegneten einander der aufgeweckte steirische Helmkameramann Hans Knauß und der zurückhaltende deutsche Witzeschmied Peter Wittkamp. Der eine beklagte den Schmerz, das kamerasubjektive Abfilmen gefährlicher Skipisten tauge zwar total, sei aber sträflich unterbezahlt, der andere erzählte von seinen leidvollen Ticks: Händewaschzwang, Fremdreifenkontrollzwang, und allerlei zeitraubende Gefahrvermeidungszwänge. Über Unterbezahlung klagte er indes nicht.

Das Moderatorenduo, immer auf der Suche nach Pointenglück, versuchte, Gemeinsames zu ergründen und fand es in Aberglauben des Skistars, ein Tag stehe unter einem schlechtem Stern, wenn er beim Griff in die Sporttasche den linken Schischuh statt des rechten erwische. Der Fehlgriff ins Linke. Eine zutiefst österreichische Beunruhigung.

Nach eingehender Befragung von Neurosenspezialist Wittkamp gelang es Moderator Stermann, tiefer in die österreichische Seele zu blicken als je zuvor. Ergebnis der Inspektions-Offensive war das Erkennen der österreichischsten aller Zwangsstörungen (Skifahrer Knauß lächelte wissend): Die Macke, jeden steilen Berg runterfahren zu müssen. Gagautor Wittkamp erledigte den Abend mit der Bestätigung des Befunds, Leute mit psychischen Problemen seien Experten für Humor.

Im galoppierenden Angebot von Faschingssitzungen und Gschnas-Events findet diese Diagnose jederzeit Bestätigung.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 15. Februar 2020.

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