Österreichs Helden

Der kleine Prinz aus Savoyen war der erste. Österreich hat im Vergleich mit anderen Kulturkreisen spät mit der Heldenkunst begonnen. Es hatte Jahrtausende hindurch niemand vom Range des Goliathbezwingers David, kein Odysseus ankerte vor der Insel der Seligen, Drachenstecher Siegfried besuchte zwar den Nibelungengau, war aber Deutschnationaler, und auch Waldkommunist Robin Hood hatte keinen österreichischen Pass. Wilhelm Tell, der Inbegriff modernen Heldenmutes errang seine Famosheit ausgerechnet gegen die österreichische Herrscherdynastie, die Habsburger. Dieser Makel haftete seither am Erzhaus, weshalb es sich auch verbittert vom Heldentum abwandte und sich in der nicht weniger gefährlichen Vemählkunst professionalisierte. Kriege mochten andere führen, das glückliche Österreich heiratete fortan. 

Prinz Eugen, der edle Ritter war also der erste genuin österreichische Held, sein Denkmal steht im Wohnzimmer der Nation, dem Heldenplatz. Dass er Franzose war, aus italienischem Haus, schmälerte seinen Status als Heldenösterreicher kaum, hatte er doch böseste Bösewichte besiegt. Tirol anwortete auf das Bedürfnis nach Helden mit Gastronom Andreas Hofer, die Steiermark mit Softie Erzherzog Johann. 

Es war die alpine Schneefahrt, die Österreich modernere Helden lieferte: Toni Sailer, Karl Schranz, Franz Klammer, Hermann Maier, Marcel Hirscher.

Heldinnen hat Österreich keine? Doch. Annemarie Moser-Pröll. Das Salzburger Bergbauernmädchen katapultierte Kleinarl auf die Weltkarte und stellte ihren Thron neben Maria Theresia und Sisi auf. 

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 8. Februar 2020.

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